co2 zertifikate

Klimaneutrale Unternehmen? „Gelogen“

Klimaneutrale Unternehmen? „Gelogen“

Was heißt eigentlich „Klima-Neutralität“? Für Unternehmen, oder – dehnen wir es aus – für ein Land wie Deutschland. Geht das? Jörg Sommer, von der Deutschen Umweltstiftung, sagt ganz entschieden Nein dazu:

„Daimler und Porsche verlangen von ihren Zulieferern, dass sie spätestens 2039 klimaneutral produzieren. Lidl bietet neuerdings ein klimaneutrales Sortiment an. Otto liefert seine Pakete ab sofort klimaneutral aus. Ein Schritt in die richtige Richtung? Nein, Marketing mit einem Gummibegriff fürs gute Gewissen, kritisiert der Vorsitzende der Deutschen Umweltstiftung Jörg Sommer im „Klima-Labor“ von ntv. Wie der Ablasshandel der Kirche im Mittelalter. Ja, viele Unternehmen arbeiteten daran, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren, betont der Umwelt-Funktionär. „Aber die allermeisten werden niemals die Chance haben, klimaneutral zu sein.“ Deshalb sei Werbung mit dem Begriff „doppelt gefährlich“, denn die industrialisierte Welt erkaufe sich Zeit, die sie nicht habe, und lenke ab von tatsächlichen Herausforderungen. Und noch schlimmer: In vielen Fällen sind die klimaneutralen Projekte sogar eine „Form von Öko-Imperialismus“.“

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Amerikanischer Landwirt erhält 115.000$ für CO2-Zertifikate – eine gute oder eine schlechte Nachricht?

Amerikanischer Landwirt erhält 115.000$ für CO2-Zertifikate – eine gute oder eine schlechte Nachricht?

Interessanter Diskus über einen Landwirt, der 115.000$ an CO2-Zertifikaten erhält. Ist das eine gute Nachricht? Hmm… Eine klare Gegenposition dazu schreibt Sarah Mock: Greenwashing für Unternehmen die nichts (?) ändern und weiterhin CO2 wie zuvor in die Luft blasen. Aber v.a.: Wenn weiterhin große Mengen an CO2 produziert werden, damit (wie in diesem Fall) großflächig und konventionell Mais und Soja  angebaut werden, dann kann ja von »CO2-negativ« (und »regenerative«) keine Rede sein. Das wäre es nur, wenn der landwirtschaftliche Betrieb als Ganzes CO2-neutral wäre. Was ja auch noch ein anderes großes Thema in der Debatte ist: Wenn ich viel Kompost auf den Acker bringe, ist die Kohlenstoff-Anreicherung im Boden ja auch nur »quersubventioniert«. Dazu kommt dass, so die Aussage des Landwirts, er weniger Arbeit mit den neuen Methode der RegAg hat, was ihm Zeit & Geld spart. Dann noch zusätzlich dafür zu bezahlen? Und dann noch diese Aussage des Farmers: »Moderne Landwirtschaft hat drei Ziele: produktiv zu sein, effizient zu sein, profitabel zu sein.« Also, Gewinn, Gewinn, Gewinn. Keine Rede von »Naturschutz«, Erhalt und Pflege der natürlichen Grundlagen, Verantwortung für Mensch, Boden, Pflanze und Tier.

Dieses Thema ist wirklich immer wieder spannend zu diskutieren.

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Microsoft kauft Boden-CO2-Zertifikate in Australien

Microsoft kauft Boden-CO2-Zertifikate in Australien

Microsoft hat ambitionierte Ziele – sie wollen CO2-negativ bis 2030 sein, und bis 2050 sogar alle CO2-Emissionen, die sie in ihrer Firmengeschichte seit 1975 verursacht haben, neutralisieren.

Dazu hat Microsoft nun wohl massiv Zertifikate bei RegenNetwork in Australien gekauft. Dort sollen dann Farmen mit Weidetierhaltung unterstützt werden, um nicht nur Humus aufzubauen, sondern auch die Gesundung von Ökosystemen und Tierwohl zu verstärken. Dies zeugt davon dass nicht mehr nur der Fokus auf Humusaufbau im Ackerbau besteht, sondern holistisches Weidemanagement auch in diesem Kreise der Zertifikate angekommen ist.

Die CO2-Zertifizierung ist ja so eine Sache: Wenn die Verantwortung nur beim Landwirt bleibt, evtl. der noch Vorfinanzieren muss oder auf Kosten sitzen bleibt, dann halte ich das Ganze für wenig sinnvoll. Damit verbunden ist sowieso die Frage, wie der Kohlenstoff im Boden gemessen wird – ist ja nicht ganz unproblematisch, was da genau gemessen wird. Und dann die Frage, wie lange ein Aufbau tatsächlich möglich ist – und wie schnell dieser evtl. auch wieder verschwindet. Also, keine einfache Sache, auch wenn das momentan ziemlich in Mode ist. Die IG Gesunder Boden hat dazu ein interessantes Positionspapier publiziert.

 

 

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Positionspapier der IG gesunder Boden zum CO2-Zertifikate-Handel in der Landwirtschaft

Positionspapier der IG gesunder Boden zum CO2-Zertifikate-Handel in der Landwirtschaft

CO2- oder Humuszertifikate sind gerade in Mode. Wäre ja auch schön, wenn da zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden können. Jedoch, so einfach ist die Sache nicht. Humus lässt sich nicht ganz so einfach aufbauen. Ist nicht unendlich aufbaubar, und umso schwieriger erhöhbar, je höher der Gehalt ist. Der Boden findet durch ständige Auf- und Abbauprozesse sein eigenes Gleichgewicht, wenn nicht mehr ständig aufgebaut wird. Humus kann wieder durch »falsche« Maßnahmen deutlich schneller ab- als aufgebaut werden.
Grundsätzlich stellt sich die Frage nach dem Potential in Böden – siehe dazu z.B. mein Vortrag vom Symposium Aufbauende Landwirtschaft zum Speicherpotential von Kohlenstoff in Böden. Auch und gerade im Vergleich zu anderen Maßnahmen, wie z.B. der Wiedervernässung von Mooren.
Dazu kommt die Frage, inwieweit die Landwirte die alleinige Verantwortung für diese Maßnahmen tragen müssen, und sich Unternehmen recht einfach »freikaufen« können von ihren Emissionen.

Dies nur ein paar Punkte, die diskutiert werden müssen. Die IG Gesunder Boden hat dazu ein Positionspapier erarbeitet, in dem sie ihre Zurückhaltung diesem Thema gegenüber formulieren, und die Bedingungen, unter denen sie diese Zertifizierung überhaupt als sinnvoll ersehen. Einige der Punkte sind leicht nachvollziehbar, dass z.B. eine CO2-Bilanzierung sich nicht nur auf einzelne Schläge oder alle Flächen, sondern auf den ganzen Betrieb beziehen sollte.

Ja, Bewusst-Werdung vom Boden kann über die Zertifikate helfen und ist ganz wichtig. Das Vergegenwärtigen der entsprechend anzupassenden Maßnahmen zum Humusaufbau ist grundsätzlich in vielerlei Hinsicht richtig. Aber die Reduzierung des Humusaufbaus auf »Klimaschutz« und auch das »Abschieben« von Verantwortung an Landwirte finde ich persönlich nicht gut, und bräuchte, meiner Ansicht nach, ein ganzheitlicheres Herangehen.

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