Lasst uns den Anteil, den wir durch die Zubetonierung, Asphaltierung, die Verdichtung der Böden und der abnehmenden Bodenfruchtbarkeit an den Hochwässer haben, nicht vergessen. Ein Artikel der SZ titelt: „Diese Flut haben wir selbst gemacht„. (Gut, auch den Klimawandel haben wir selbst gemacht…)
hochwasser
Hochwässer – die selbstgemachte Katastrophe
In einem lesenswerten Artikel in der SZ „Die selbstgemachte Katastrophe – Meist wird die steigende Hochwassergefahr mit dem Klimawandel erklärt. Experten nennen aber auch den Umgang mit Landschaft und Boden“ erklärt u.a. Prof Karl Auerswald, welchen Beitrag die „Landnutzungsveränderungen“ an solchen Katastrophen haben.
Der andere Grund ist selbstgemacht. Es ist die tiefgreifende Umgestaltung der vormaligen Naturlandschaften in die moderne Kulturlandschaft – durch die Begradigung und Kanalisierung der Flüsse und Bäche, durch die Entwässerung der Flure durch Gräben und Drainagen, durch den Bau von immer mehr Siedlungen, Gewerbe- und Industriekomplexen und Verkehrswegen, gerade auch in Überschwemmungsgebieten, und nicht zuletzt durch die moderne Landwirtschaft.
Beispiel die Entwässerung entlang der Straßen [in Bayern]: „Zusammengenommen sind sie sechsmal so lang wie alle Flüsse und Bäche in Bayern“.
Ein anderes Beispiel sind nach Professor Auerswalds Ansicht die schweren Maschinen und Traktoren, mit denen die Bauern heutzutage ihre Acker bewirtschaften. Durch sie werden die Böden stark verdichtet. Die Folge: Sie können weniger Wasser aufnehmen und speichern. Wenn es stark auf sie herabregnet, bahnen sich die Niederschläge direkt an der Oberfläche den Weg zum nächsten Bach, von dort zu einem kleineren und dan zu einem größeren Fluss. Dieser Effekt ist keine Kleinigkeit. 46 Prozent der Landesfläche Bayerns ist Agrarland.
Auch der immense Flächenverbrauch in Bayern erhöht die Hochwassergefahr. … Aktuell liegt der Flächenverbrauch in Bayern laut Landesamt für Statistik bei 12.2 Hektar am Tag. Das entspricht gut 17 Fußballfeldern am Tag.
… dass seit ungefähr acht Jahren kein zusätzlicher Hochwasser-Rückhalteraum in den Überschwemmungsgebieten der großen Flüsse geschaffen wurde,
Zugleich fordern sie [Bayerische Architektenkammer, die Ingenieurekammer-Bau, der Bayerische Handwerkstag und der Fachverband der Wasserwirtschaft DWA] darin, „Rückhalteräume schaffen, Überflutungsflächen freihalten und den Wasserspeicher Boden wieder nutzen“ – alles Maßnahmen, die man unter dem Titel „natürlicher Hochwasserschutz“ zusammenfasst.
So bleibt das Regenwasser im Wald
Rigolen gegen Sturzbäche bei Starkregen: Wasser ist kostbar. Als Trinkwasser für uns Menschen – aber natürlich auch für Bäume und Pflanzen. In Rheinland- Pfalz versuchen Forstämter, Wasser im Wald zurückzuhalten – damit mehr Bäume trockene Perioden überleben.
Im Soonwald haben Spezialisten des Forstamts Maßnahmen entwickelt, damit ein kleiner Bach bei einem lokalen Starkregen nicht zum reißenden Strom wird – wie 2021 im Ahrtal. Es wird bei dem Projekt versucht, dass Niederschlagswasser im Wald zu halten. Das ist zum einen eine Vegetationshilfe für den Wald. Zum anderen ist es präventiv im Rahmen des Hochwasserschutzes.
https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/regenwasser-soll-im-soonwald-bleiben-rigolen-100.html
Zwischen Dürre und Flut: Das Potential von Böden und Pflanzen für Hochwasserschutz und Trockenheit. Dornbrin (AT), 22.11.2023, 20h
Thema
Alle reden von CO2, dabei sind Dürren, Hitze und Fluten auch Folge von Landschaftszerstörungen. Asphalt und nackter Ackerboden heizen sich viel stärker auf als Wald und Wiesen, entwässerte Moore und schwindende Vegetation kühlen nicht mehr, Regen wird ohne aufsaugende Böden zur Sturzflut. Die Lösung: Wasser wieder in der Landschaft speichern, Böden und Wasserkreisläufe regenerieren und durch mehr Vegetation die Umgebung kühlen. Das schützt das Klima vor Ort, ohne dass man darauf warten muss, dass die nächste Klimakonferenz endlich Ergebnisse bringt.
Referenten
Stefan Schwarzer ist Physischer Geograf und Permakultur-Designer. Er hat über 20 Jahre lang für das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) in Genf gearbeitet, wo er sich mit globalen Umweltthemen beschäftigt hat. Die Verbindung globaler Interessen und Ziele mit lokalen Handlungen, vor allem in Form von einer aufbauenden Landwirtschaft in Anlehnung an die Permakultur, ist eines seiner Hauptanliegen. Er ist Co-Autor der Bücher “Die Humusrevolution” und “Aufbäumen gegen die Dürre” und Initiator des Symposiums und der Webinar-Reihe “Aufbauende Landwirtschaft” und des Netzwerkes „Klima-Landschaften“.
Josef Bereuter ist Landwirt, Sägewerker aus Alberschwende. Er hat über 3 Jahrzehnte Erfahrung mit Kompostierung. Sein Motto ist Hilfe zur Selbsthilfe – so führten ihn viele Auslandsaufenthalte nach Ecuador, Peru und Äthiopien, wo er den Menschen diese Kulturtechnik vermittelt. Durch sein persönliches Engagement
hilft er vielen Familien und ganzen Dörfern zu einer großen Verbesserung ihrer Lebensumstände.
Eintritt und Anmeldung
Der Eintritt ist frei!
Um Anmeldung wird erbeten: ORF Vorarlberg, T 05572/301 oder karten.vbg@orf.at
Extremes Wetter – Was kommt da auf uns zu?
Interessanter Bericht, mit u.a. ein paar Hinweisen über die (negativen) Effekte von trockenen und humusarmen Böden:
Das Wetter war über die letzten Jahrhunderte relativ gleichmäßig und verlässlich. Doch jetzt scheint es aus den Fugen geraten. Das Wetter ist extremer geworden, auch im Südwesten. Was kommt da noch auf uns zu? Und wie können wir uns davor schützen?
Es ist nicht nur der Klimawandel: Ignorieren wir andere Ursachen für Katastrophen?
Spannender Artikel zu „meinem“ Lieblingsthema:
„Hydrologen, die die Flüsse überwachen, sagen, dass die Ausbreitung von landwirtschaftlichen Betrieben in den einst sumpfigen Hügeln, wo die Regenfälle am intensivsten waren, die schwammartige Fähigkeit des Bodens, starke Regenfälle zu absorbieren, zerstört hat. Felddrainagen, Straßen und die Beseitigung der natürlichen Vegetation leiteten das Wasser innerhalb von Sekunden statt von Tagen in die Flüsse. […]
Eine unveröffentlichte Analyse […] ergab, dass die Sperrung von Drainagen und die Entfernung von Gräben zur Wiederherstellung der Hälfte der ehemaligen Schwämme die Spitzenabflüsse bei Überschwemmungen um mehr als ein Drittel reduzieren könnte. […]
„Hören Sie auf, das Klima für Katastrophen verantwortlich zu machen“, sagt Friederike Otto vom Imperial College London […] Die vorschnelle Zuschreibung von Katastrophen an den Klimawandel sei „ein politisch bequemes Krisennarrativ … [das] denjenigen, die für die Schaffung von Verwundbarkeit verantwortlich sind, einen subtilen Ausweg ebnet.“
Nehmen Sie das Pantanal im Herzen Südamerikas, das größte tropische Feuchtgebiet der Welt. Bis zu einem Viertel des Pantanals stand im Jahr 2020 in Flammen. Da die Temperaturen in der Region seit 1980 um 3,6 Grad Celsius gestiegen sind und die Luftfeuchtigkeit um 25 Prozent gesunken ist, ist es kaum verwunderlich, dass in den Diskussionen in Brasilien „der Klimawandel als fast alleinige Ursache“ für die Brände hervorgehoben wurde. […] „Zweifellos haben die Klimaveränderungen die Situation verschärft“, sagt Nicola. „Aber andere Faktoren sind entscheidend.“ Ermutigt durch Bolsonaros Landpolitik sind die Landwirte in den Norden des Pantanals vorgedrungen, wo die meisten Brände entstanden sind. „Die höchsten Konzentrationen von Brandherden befinden sich in der Nähe der landwirtschaftlichen Grenze“.
In Europa haben nach Schätzungen von Ökologen bis zu 90 Prozent der ehemaligen Feuchtgebiete des Kontinents ihre Fähigkeit verloren, Wasser zu absorbieren, vor allem aufgrund der Entwässerung für Stadtentwicklung und Landwirtschaft. […] Jane Madgwick, Geschäftsführerin von Wetlands International, schätzt, dass Schwämme in 50.000 Quadratmeilen Flusseinzugsgebieten in Deutschland, Frankreich, Belgien und Luxemburg wiederhergestellt werden könnten, um Hochwasserspitzen flussabwärts zu reduzieren.
Boden-Infiltrationstest von Christoph Felgentreu und Sepp Hägler
Immer wieder spannend und ein guter und einfach zu beobachtender Parameter: Der Infiltrations- oder Versickerungstest. Christoph Felgentreu und Sepp Hägler von der IG Gesunder Boden haben das auf den Felder von Sepp Hägler und irgendwo bei Nachbarn ausprobiert – und die Ergebnisse sind deutlich unterschiedlich.
Dieser Parameter sagt nicht nur etwas über den Boden aus – sondern ist tatsächlich ein wesentlicher Faktor bei Trockenheit und starken Niederschlägen. Ein Boden, der gut Wasser infiltrieren und speichern kann sorgt eben dafür, dass dieses Wasser nicht unten im Tal ankommt und dort zu Hochwasser führt. Das ist keine kleine Sache! Neben den anderen Vorteilen dies es mit sich bringt – dass eben dieses Wasser Pflanzenverfügbar gemacht wird oder ins Grundwasser sickern kann!
Wilder Fluss, sicheres Land – Flussbaumeister Tulla am Rhein
Hochwasser und Malaria – das Leben am Rhein war gefährlich. Ingenieur Johann Gottfried Tulla wollte das im 19. Jahrhundert ändern, und den Rhein begradigen. Eine spannende Doku zu dem warum und wie eines Mammutprojektes.
Um 1800 litten viele Menschen im Südwesten unter Kriegen und Hunger. In dieser Zeit will Johann Gottfried Tulla die größte Plage am Rhein bekämpfen, das Hochwasser. So soll das Leben am Wasser sicher werden. Die Rhein-Begradigung war das größte Bauprojekt Europas. Viele hielten Tullas Pläne für Wahnsinn oder reine Geldverschwendung. Auch aus Angst vor den Folgen gab es Widerstand gegen die kühnen Pläne. Doch Tulla setzte sich durch. Aus Sümpfen und unsicherem Schwemmland machte der Ingenieur fruchtbares Ackerland. Das Sumpffieber, heute Malaria genannt, verschwand durch die Trockenlegung. Der Rhein wurde für Dampfschiffe von Basel bis Rotterdam befahrbar. Neue Häfen entstanden und Städte wie Ludwigshafen, aber auch eine Ingenieurschule, aus der sich das KIT, das Karlsruher Institute of Technology mit heute über 20.000 Studenten entwickelte. Heute wird Tullas Werk aber auch in Frage gestellt. Unser Verhältnis zur Natur hat sich verändert. Dürfen wir Plagen bekämpfen oder müssen wir sie erdulden, um die Natur zu schützen?