Sinn oder eher Unsinn von CO2-Zertifikaten – immer wieder Grund zur Diskussion und natürlich mit sehr unterschiedlichen Blickwinkeln und Interessen vertreten (z.B. Industrie, Landbevölkerung). Zur CO2-Zertifikaten in der Landwirtschaft haben wir vor einigen Jahren ein Positionspapier mit WWF und vielen anderen Organisationen erstellt, was einen guten Teil dieser neuen Beobachtungen auch abdeckt.
Es ging ja letztes Jahr schon mal rum – jetzt aber nochmal in einer Studie tiefer analysiert. Der Guardian schreibt dazu:
Das Scheitern von CO₂-Kompensationen bei der Reduktion klimaschädlicher Emissionen ist „nicht auf ein paar schwarze Schafe“ zurückzuführen, sondern auf tief verwurzelte systemische Probleme, die sich nicht durch schrittweise Reformen lösen lassen – so das Ergebnis einer neuen Übersichtsarbeit.
Die Studie, die Forschungsergebnisse aus zwei Jahrzehnten auswertet, zeigt, dass es „unlösbare“ strukturelle Schwächen gibt, die in den meisten großen Kompensationsprogrammen zu einer mangelhaften Qualität von CO₂-Zertifikaten führen. Trotz wiederholter Bemühungen von Industrie und Diplomatie, das System zu verbessern, hätten die im vergangenen Jahr auf einem UN-Klimagipfel beschlossenen Regeln das Qualitätsproblem „nicht wesentlich gelöst“.
„Wir müssen aufhören zu erwarten, dass CO₂-Kompensation in großem Maßstab funktioniert“, sagte Stephen Lezak, Forscher an der Smith School der Universität Oxford und Mitautor der Studie, die in Annual Reviews veröffentlicht wurde. „Wir haben 25 Jahre an Daten ausgewertet – und fast alles, was bisher versucht wurde, ist gescheitert.“
Und weiter:
Die Forschenden erklärten, dass die größten Probleme bei der Ausstellung zusätzlicher Zertifikate für „nicht-zusätzliche“ Projekte auftreten – etwa den Bau eines Windparks, der ohnehin errichtet worden wäre. Weitere Schwächen beträfen nicht dauerhafte Projekte, wie z. B. Aufforstungen, deren Bäume später bei einem Waldbrand verbrennen; Projekte mit Verlagerungseffekten, etwa wenn ein Teil eines Waldes geschützt wird, Holzfäller jedoch in andere Gebiete ausweichen; sowie doppelt angerechnete Projekte, beispielsweise die Wiedervernässung eines Moores, bei der sowohl Verkäufer als auch Käufer dieselbe Emissionsminderung geltend machen.
„Ein Kompensationsprojekt mag in drei dieser vier Dimensionen solide sein – doch wenn es in der vierten versagt, kann es eine weit geringere Emissionsreduktion darstellen, als gutgeschrieben wurde – oder überhaupt keine tatsächliche Reduktion“, warnt die Studie.
https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Landwirtschaft/position-kohlenstoff-in-boeden.pdf
https://www.theguardian.com/environment/2025/oct/06/carbon-offsets-fail-cut-global-heating-intractable-systemic-problems-study
