Radio-Beitrag „Den Wald klimaresistent machen – Was Forscher und Förster tun“ zum dringende Waldumbau: „Bundesweit ist nur noch jeder fünfte Baum gesund. Zudem hat die Bundeswaldinventur von Oktober 2024 gezeigt, dass der Wald vom Klimaschützer zur Kohlenstoffquelle geworden ist. Um die Wälder zukunftsfähig zu machen, untersuchen Forscherinnen und Forscher Baumarten, die besser mit Trockenheit, Hitze und Wassermangel klarkommen. Förster bauen Fichten- und Kiefernwälder in naturnahe Mischwälder um oder verzichten auf schwere Traktoren, um das Bodenleben zu schonen. Zertifizierungssysteme für nachhaltige Forstwirtschaft wie PEFC setzen die Standards. Kritikern gehen diese nicht weit genug.“
wald
Die Douglasie im Klimawandel – eine Neubewertung der Klimasensitivität ist notwendig
Waldumbau ist ein wichtiges Thema, und da heißt es nicht die Fichte durch die Douglasie zu ersetzen, sondern einen humusreichen Boden durch und mit einem vielfältigen und vielschichtigen Dauerwald zu entwickeln. Dass die Douglasie als Lösung oft noch angesehen wird, dem widerspricht diese Untersuchung:
Neuere Forschungsergebnisse zeigen, dass die Douglasie gegenüber Trocken- und Hitzestress anfälliger ist als erwartet. Insbesondere in den wärmeren und trockneren Tiefebenen und unteren Berglagen Mitteleuropas wurden in jüngster Zeit Wachstumsrückgänge und vermehrt Kronenschäden registriert, die auf eine Schwächung der Vitalität durch ansteigende Defizite der klimatischen Wasserbilanz und Hitze sowie dadurch verstärkten Befall mit Schädlingen deuten.
Danach ist die Douglasie nicht trockenstressresistenter als die meisten anderen wirtschaftlich bedeutsamen Baumarten wie Buche und Kiefer, und sie ist offenbar besonders hitze empfindlich. Der verstärkte Douglasienanbau in den wärmeren Tieflagen ist bei fortschreitender Erwärmung riskant und kann zu erhöhten Ausfällen führen
https://www.sauerlaender-verlag.com/download/afjz194-2025-leuschner/
Der Sturm Wiebke von 1990 hätte 1900 kaum Schäden verursacht
Ja, wir haben vermutlich eine zunehmende Anzahl an Naturkatastrophen – Sturm, Hochwasser, Dürre, Waldbrände und anderes. Jedoch, nicht alles ist immer nur „der Klimawandel“. Der stresst die Ökosysteme zunehmend, aber unten drunter liegt oft auch erst einmal schlechtes menschliches Management und damit gestörte und vulnerable Ökosysteme.
Ich habe ChatGPT mal gefragt, welche Schäden der Sturm Wiebke, der extreme Schäden in Deutschland verursachte, in der Landschaft von 1900 verursacht hätte. Die Antwort ist, kurz gesagt: Die Schäden wären deutlich geringer gewesen aufgrund der kleinen Landschaftsstrukturen und noch einigermaßen gesunder und vielfältiger (Wald)Ökosysteme.
„Der Orkan Wiebke wütete Ende Februar 1990 über Mitteleuropa und verursachte extreme Schäden, vor allem in den Wäldern Deutschlandsde.wikipedia.org. In Mittelgebirgsregionen wurden ganze Waldbestände – insbesondere in gleichaltrigen Nadelholz-Forsten aus Fichte und Douglasie – wie Streichhölzer umgeknickt. Hochrechnungen gehen von 60–70 Millionen Festmetern Sturmholz aus, was etwa dem doppelten Jahreseinschlag in Deutschland entsprach. Diese enorme Schadensmenge zeigt, dass die damalige Landschaftsstruktur (großflächige Nadelholz-Monokulturen, wenig Strukturtrennung) sehr verwundbar gegenüber schweren Stürmen war. So erwiesen die Sturmereignisse Vivian und Wiebke 1990 beispielsweise eindrucksvoll, dass reinrassige Fichtenforsteeine geringe Stabilität besitzen: In Bayern fielen diesen beiden Orkanen rund 23 Mio. m³ Holz zum Opfer, wobei 80 % der geworfenen Masse Fichte ware. Fachleute führen dies u.a. darauf zurück, dass viele Wälder damals als monotone, hochgewachsene Nadelholzbestände mit unzureichender Pflege bestanden – eine Struktur, die Stürmen wenig entgegenzusetzen hatte.
Historische Befunde deuten an, dass eine kleinteiligere, diversere Kulturlandschaft um 1900 gegenüber Extremstürmen robuster gewesen sein könnte. Im 19. Jahrhundert dominierten in vielen Regionen laubholzreiche Mischwälder und stark gegliederte Agrarlandschaften mit Hecken und kleinen Parzellen. Beispielsweise zeigte der verheerende März-Orkan 1876 (ein „Jahrhundertsturm“) deutlich geringere Holzmengen an Windwurf als moderne Orkane – geschätzt 7–8 Mio. m³ – obwohl er meteorologisch extrem war. Zeitgenössische Berichte schreiben den relativ begrenzten Schaden der Tatsache zu, dass die Wälder damals erst in geringem Maße mit Nadelholz bestockt warenwaldwissen.net. So wurden bei diesem Sturm fast ausschließlich eingestreute Fichtengruppen entwurzelt, während die umliegenden Laubwaldbestände weitgehend unbeschädigt blieben. In einem Revier mit 84 % Buchenwald brachen “nur Fichten, […] der Schaden in Laubholz [war] nicht erheblich, [der] in Fichten weitaus vorherrschend”. Dies deutet darauf hin, dass strukturreiche Laubmischwälder früherer Zeiten wesentlich sturmfester waren als die später großflächig angepflanzten Nadelholz-Monokulturen.
Auch die feinräumige Landschaftsstruktur um 1900 – etwa mit Feldhecken, Baumreihen und kleineren Schlagflächen – hätte Sturmwirkungen vermutlich gemindert. Hecken und Knicks fungierten als natürliche Windbrecher: Sie können Wind bis zu einer Distanz des 13–15-fachen ihrer Höhe spürbar abschwächen. Eine 5–7 m hohe Feldhecke schützt also noch in 65–100 m Entfernung vor Sturmböen. Durch solche Kleinteiligkeit und räumliche Untergliederung der Landschaft wurde der Wind effektiv gebrochen und konnte weniger ungehindert große Angriffsflächen finden. Zwar liegen keine expliziten Modellrechnungen vor, die Wiebkes Verlauf in einem Jahr-1900-Szenario quantitativ simulieren. Verschiedene Studien und historische Analysen sprechen jedoch übereinstimmend dafür, dass die historische Kulturlandschaft – mit artenreichen, mehrschichtigen Wäldern und strukturierenden Landschaftselementen – resilienter gegenüber Orkanen war. Es ist daher plausibel, dass Wiebke unter den Landschaftsbedingungen um 1900 deutlich weniger Schäden angerichtet hätte als in der ausgeräumten Landschaft von 1990.
Fazit: Die Landschaftsstruktur um 1900 – geprägt von kleinparzellierter Nutzung, hoher Durchmischung von Baumarten und zahlreichem Landschaftsgrün – besaß eine natürliche Pufferwirkung gegen Sturmextreme. Moderne, uniforme Landschaften des 20. Jahrhunderts hingegen steigerten durch ausgedehnte Monokulturen und fehlende Windbarrieren die Anfälligkeit gegenüber Orkanen wie Wiebke. Die historische Struktur erwies sich damit als robuster gegenüber Sturmwurf, was sowohl zeitgenössische Quellen als auch forstwissenschaftliche Erkenntnisse nahelegen.
Rückegassen in Wäldern erholen sich nur langsam – Bodengesundheit nach fast zwei Jahrzehnten weiter beeinträchtigt
Schwere Maschinen und der wertvolle Boden, ein dauerhafter Konflikt mit Folgen, wie jetzt eine Untersuchung aus dem Wald zeigt:
Auch nach fast 20 Jahren sind die Folgen von Forstmaschinen noch messbar: Eine aktuelle Studie in Soil Biology and Biochemistry zeigt, dass sich Bodenstruktur und Regenwurmpopulationen in verdichteten Rückegassen – den Fahrspuren von Holzerntemaschinen – nur teilweise erholen. Zwar ist die oberste Bodenschicht nach knapp zwei Jahrzehnten wieder weitgehend intakt, darunter verlaufen die natürlichen Erholungsprozesse jedoch deutlich langsamer.
Die Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig es ist, die Befahrung von Waldböden auf ein Minimum zu reduzieren und auf dauerhaft festgelegte Rückegassen zu konzentrieren.
Die Ergebnisse zeigen drastische Folgen direkt nach der Befahrung: Auf den Rückegassen waren fast keine Regenwürmer mehr zu finden, und die Bodenstruktur war stark verändert. In 5 Zentimetern Tiefe blieb nur etwa ein Viertel der groben Poren, die in den Röntgenaufnahmen sichtbar sind, erhalten. In 15 Zentimetern Tiefe war es sogar weniger als ein Sechstel. Diese groben Poren sind besonders wichtig für die Wassereinsickerung und die Belüftung des Bodens. Zudem veränderte sich die Ausrichtung der Poren: Aus einem ursprünglich gut vernetzten, ungerichteten System wurde eine horizontal ausgerichtete, nahezu undurchlässige Schicht. Dadurch bleibt dem Bodenleben im wahrsten Sinne des Wortes die Luft weg. In den Bodenflächen, die sich 18 Jahre von der Befahrung erholen konnten, zeigte sich ein gemischtes Bild: Die obersten 5 Zentimeter hatten sich weitgehend erholt, doch in 15 Zentimetern Tiefe waren die negativen Veränderungen noch klar nachweisbar.
„In alten Rückegassen bildet sich zwar eine biologisch sehr aktive Schicht direkt unter der Oberfläche, doch die tieferen Schichten bleiben verdichtet und beeinflussen den Oberboden weiterhin. Das macht deutlich, wie lange die Effekte der Befahrung nachwirken.“ Deshalb empfehlen die Forschenden, die befahrene Fläche so klein wie möglich zu halten, ein festes Netz an Rückegassen zu verwenden und bei nassen Bedingungen besonders vorsichtig zu sein. Wo möglich, sollte der Ernteeinsatz auf Zeiten mit trockenen Bodenverhältnissen verschoben oder auf bodenschonende Seilgeräte zurückgegriffen werden. Nur so lassen sich langfristige Schäden vermeiden, die Bodengesundheit erhalten und die Produktivität sowie ökologischen Funktionen der Wälder sichern.
Mehr Wald, weniger Hitze: Aufforstung mildert den Klimawandel in Europa
Diese Studie untersucht den Einfluss der Aufforstung in Europa (1986–2015) auf das regionale Klima und zeigt deutliche Effekte:
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Lokale Abkühlung im Sommer: Aufforstung senkt die Temperaturen spürbar, durchschnittlich um −0,3 K in Nordeuropa, −0,5 K in Mitteleuropa und −0,8 K in Südeuropa; während Hitzeperioden sogar bis zu −1,9 K. → Aufforstung wirkt also hitzemindernd und kann Extremereignisse abfedern.
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Leichte Wintererwärmung: Durch den Albedo-Effekt von Wäldern kommt es in Nord- und Südeuropa zu einer schwachen Erwärmung im Winter, die jedoch nicht signifikant ist.
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Nicht-lokale Effekte: Mehr Evapotranspiration fördert die Wolkenbildung, was im Winter in windabwärts gelegenen Regionen leichte Erwärmungen begünstigt, besonders bei Kälteperioden.
Schlussfolgerung: Aufforstung hat das regionale Klimasignal in Europa nachweisbar verändert. Sie mildert vor allem im Sommer den Erwärmungstrend, besonders lokal, und leistet damit einen Beitrag zur Klimaanpassung. Allerdings sind die Effekte komplex: Neben Abkühlung im Sommer gibt es geringfügige Erwärmungseffekte im Winter.
👉 Quintessenz: Aufforstung ist ein wirksames Instrument zur regionalen Hitzeminderung und kann Klimaresilienz steigern, ersetzt aber nicht andere Klimaschutzmaßnahmen.
https://bg.copernicus.org/articles/21/811/2024/bg-21-811-2024.pdf
Wiederaufforstung in den USA kühlt eine ganze Region
Ich hatte sie schon mal hier erwähnt, aber weil sie so faszinierend ist, hier nochmal der Verweis drauf:
Eine neue Studie zeigt, dass die großflächige Wiederaufforstung im Osten der USA im vergangenen Jahrhundert maßgeblich zur Abkühlung der Region beigetragen hat. Auf den Kahlschlag der Kolonialzeit folgten seit den 1920er-Jahren Landaufgaben, staatliche Aufforstungsprogramme und eine Rückkehr von insgesamt rund 15 Millionen Hektar Wald – eine Fläche größer als England.
Die wiederaufgeforsteten Wälder senken durch Transpiration die Temperaturen deutlich:
- 1–2 °C Abkühlung im Jahresmittel
- 2–5 °C an den heißesten Tagen
- mit dem stärksten Effekt innerhalb von 400 Metern um die Bäume.
Damit liefern Bäume eine natürliche Kühlleistung, die besonders in städtischen Räumen wichtig ist. Das mysteriöse „warming hole“ im Südosten der USA – ein Gebiet, das sich trotz globaler Erwärmung kaum aufheizte – wird so teilweise erklärt. Allerdings spielen auch andere Faktoren wie Luftverschmutzung und landwirtschaftliche Bewässerung eine Rolle.
Die Forschenden betonen: Wiederaufforstung ist ein wirksames, naturbasiertes Klimaschutzinstrument, aber kein Ersatz für die drastische Reduktion fossiler Emissionen. Sie kann die Anpassung an den Klimawandel unterstützen, muss jedoch zusätzlich zu Emissionsminderungen erfolgen.
https://www.theguardian.com/environment/2024/feb/17/us-east-trees-warming-hole-study-climate-crisis
Deutsche Wälder in Not – 900.000 Hektar seit 2017 verloren
Besorgnis-erregende Daten vom DLR: „Der Baumbestand in Deutschland schrumpft weiter dramatisch: Mehr als 900.000 Hektar Fläche gingen seit Herbst 2017 verloren. Das entspricht 8,5 Prozent der gesamten deutschen Waldfläche. Die Verluste haben sich seit 2021 somit fast verdoppelt, als über 500.000 Hektar in nur drei Jahren verloren gingen, wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) damals nachwies. Ein besorgniserregender Trend, der sich in den kommenden Jahren höchstwahrscheinlich fortsetzen wird. “
Und: „Die bisherigen Daten machen deutlich, dass Reinkulturen von Fichten, Kiefern und Buchen besonders gefährdet sind. Mischwälder hingegen sind resilienter und weisen eine bessere Risiko-Verteilung auf. Biodiversität und eine gemischte Waldstruktur mit jungen wie auch alten Bäumen sind also ein Schlüssel für gesunde Wälder.“

https://www.dlr.de/de/aktuelles/nachrichten/2025/satellitendaten-fuer-deutsche-waelder-in-not
Die Ausweitung von Ackerflächen verringert die Bildung biogener sekundärer organischer Aerosole und den damit verbundenen strahlungskühlenden Effekt.
Immer wieder betone ich den Verlust biogener Aerosole, die v.a. für die Wolkenbildung essentiell wichtig sind. Hier ein interessanter Artikel dazu:
„Die globale Ausweitung von Ackerflächen seit der Industrialisierung hat die Bildung biogener sekundärer organischer Aerosole (SOA) deutlich reduziert – ein bisher kaum berücksichtigter Effekt im Klimakontext. Modellanalysen zeigen, dass dadurch der kühlende Strahlungseffekt um etwa 146 mW/m² gesunken ist, was 8 % des CO₂-bedingten Erwärmungseffekts entspricht. Hauptursache ist die Umwandlung von Laubwäldern in Ackerflächen. Zukünftig könnte sich dieser Effekt unter Klimawandelbedingungen weiter verstärken. Politik und Klimastrategien sollten diesen bislang vernachlässigten Einflussfaktor in Maßnahmen zu Ernährungssicherheit und Klimaschutz einbeziehen.“
Einfluss von Landbedeckungsänderungen auf organische Gase, Aerosole und Strahlungseffekte in der Atmosphäre
Diese Studie untersucht die Auswirkungen menschlicher Landnutzungsänderungen – insbesondere der Entwaldung zugunsten von Acker- und Weideland – auf die Emissionen biogener flüchtiger organischer Verbindungen (BVOCs) und die Bildung sekundärer organischer Aerosole (SOAs), die das Strahlungsbudget der Erde beeinflussen.
Zentrale Ergebnisse:
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Entwaldung im Vergleich zur potenziellen natürlichen Vegetation (PNV):
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BVOC-Emissionen: −26 %
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Biogene SOA-Belastung: −0,16 Teragramm (−29 %)
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Gesamtbelastung durch organische Aerosole (OA): −0,17 Teragramm (−9 %)
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Strahlungswirkung: +60,4 mW/m² → Erwärmungseffekt
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Extremes Wiederaufforstungsszenario gegenüber heutiger Landnutzung:
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BVOC-Emissionen: +22 %
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Biogene SOA-Belastung: +0,11 Teragramm (+26 %)
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Gesamtbelastung durch OA: +0,12 Teragramm (+6 %)
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Strahlungswirkung: −38,2 mW/m² → Abkühlungseffekt
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Fazit:
Landnutzungsänderungen beeinflussen maßgeblich die Bildung klimarelevanter Aerosole. Entwaldung reduziert BVOC-Emissionen und damit auch die strahlungskühlende Wirkung biogener SOAs, während Wiederaufforstung gegenteilige Effekte zeigt. Diese Prozesse sollten in politischen Strategien zu Klima- und Landnutzung stärker berücksichtigt werden.
Handbuch für nachhaltigen Waldumbau
Der Umbau des Waldes in Richtung Dauerwald ist immens wichtig für Wald und Land(wirt)schaft. Auch eben diesen Umbau im Wald müssen wir vom Boden her denken, wie die Transformation in der Landwirtschaft auch. Dazu braucht es eine ganz andere Denke, es ist wirklich ein Paradigmenwechsel, auch wenn Alfred Möller diese Idee schon vor rund 100 Jahre formulierte.
Innerhalb der teilweise verkopften Diskussion um die Inwertsetzung der Gemeinwohlleistungen von Wald, kommt hier ein gut untermauertes Modell, auf das man mit etwas gutem Willen vielerorts aufbauen kann. Eben ein gutes Fundament für einen tragfähigen Zukunftswald!
– Ulrich Dohle, Bundesvorsitzender Bund Deutscher Forstleute (BDF)
Zu diesem Thema gibt es zwei wertvolle Handbücher:
»Der Zukunftswald – Praxisanleitung für nachhaltigen Waldumbau«
Rezenter Waldverlust im brasilianischen Amazonas führt zu erheblichen Rückgängen der Niederschläge in der Trockenzeit
Das Postulat hier ist ja immer wieder: Eine Reduktion von Vegetation führt zu einer Verringerung der Niederschläge. Dafür gibt es schon viele Nachweise hier auf dem Blog. Hier ist nun eine weitere spannende Publikation mit dem Titel »Recent Forest Loss in the Brazilian Amazon Causes Substantial Reductions in Dry Season Precipitation«
Wir zeigen, dass ein Waldverlust von 3,2 % zu einem Rückgang der Niederschläge in der Trockenzeit um 5,4 % führte – ein Hinweis auf die hohe Sensitivität des Niederschlags gegenüber der Landbedeckung im Amazonasgebiet. Der Waldverlust verringerte die Evapotranspiration, was zu einer Abschwächung der Konvektion und damit verbundenen Niederschlägen führte. Diese Veränderungen beeinflussten wiederum die atmosphärische Zirkulation und reduzierten den Zustrom von Feuchtigkeit aus anderen Regionen. Der Rückgang der Konvektion war der dominierende Faktor für die abnehmenden Niederschläge und erklärt 84,5 % des Rückgangs während der Trockenzeit.
https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1029/2025AV001670
Waldverjüngung in Bayern durch (Reh-)Wild maßgeblich behindert
Bericht des Bayerischen Obersten Rechnungshofes 2025 u.a. zur Situation der Waldverjüngung in Bayern: „Das Forstministerium geht davon aus, dass der Verbiss durch (Reh-)Wild die Waldverjüngung maßgeblich behindert. Es erklärte gegenüber dem ORH (Oberster Rechnungshof) im Mai 2023, dass sich seit 2012 keine wesentlichen Veränderungen bei der Verbissbelastung eingestellt hätten. Laut den FG (Forstlichen Gutachten) von 2009 war die Verbissbelastung in 64 % der HG (Hegegemeinschaften) zu hoch bzw. deutlich zu hoch („rote HG“). Bei den FG 2012 sank der Anteil der roten HG auf 46 % und stieg bis 2021 wieder auf 50 % an. In den FG 2024 lag der Anteil bei 49 %.“
Waldverjüngung, gerade in Richtung Dauerwald, ist extrem wichtig für die Entwicklung von vielfältigen, resilienten Wäldern, die dem Klimawandel trotzen können. Dem im Wege steht eine deutlich zu hohe (Reh-)Wildpopulation.
https://www.orh.bayern.de/mam/berichte/jahresberichte/2025/orh-bericht_2025_v2.pdf
Wald soll nasser werden. Mensch spielt Biber
In einem Wald in Lenzburg, Kanton Aargau in der Schweiz, werden künstliche Biber-Dämme installiert. Das Ziel: Der Waldboden soll feuchter werden.
https://www.srf.ch/news/schweiz/trockene-waelder-gegen-trockenheit-der-mensch-spielt-biber
Klimawandel beeinflusst Wasserverteilung Im Wald
Wie verändert der Klimawandel die Menge und Verteilung von Regen unterhalb des Blätterdachs eines Waldes? Und welche Rolle spielen dabei die Bäume in trockenen und feuchten Jahren? Diesen Fragen ist ein Forschungsteam der Universität Göttingen nachgegangen und hat mithilfe von zahlreichen Messgeräten einen Buchenwald im Landkreis Göttingen über sieben Jahre lang untersucht. Die Forschenden konnten unter anderem aufzeigen, dass der Anteil des Regens, der den Boden erreicht, jedes Jahr um 5,75 Prozent zurückging. Insgesamt zeigt sich, dass die Regenmenge und Dauer einzelner Regenereignisse abnehmen, die Intensität aber zunimmt. Als Folge sinkt der Anteil an Wasser, der den Waldboden erreicht und es entstehen dort immer größere räumliche Unterschiede in der Durchfeuchtung, und damit wohl auch zukünftig in der Mikrobiologie.
Deutsche Wälder klein fragmentiert
Nach dieser Untersuchung beträgt die derzeitige Waldfläche in Deutschland ca. 9,9 Mio. ha [die amtliche Statistik gibt 11,4 Mio. ha an [BMBL], 2022)] und ist bei einer Auflösung von 30 m in fast 1,95 Mio. kleine Waldfragmente fragmentiert, von denen 1,92 Mio. kleiner als 1 km2 sind und nur etwa 2.000 Waldfragmente größer als 5 km2 bei einer maximalen Größe von 3.800 km2.
Wow, krass. So viele kleine Waldstücke, und sowenig große?! Das heißt: Nahezu 98 % sind kleiner als 1 km2, was fast 30 % der gesamten Waldfläche ausmacht!
Wälder mit günstigem Mikroklima bleiben im Herbst länger grün
Hitze und Trockenstress nehmen im Klimawandel zu. Wenn ein dichtes Kronendach für Schatten und Kühle sorgt, zögern nordamerikanische Laubwälder den Beginn der herbstlichen Färbung um ein bis zwei Wochen hinaus. Das ermöglicht es den Waldökosystemen, die Fotosynthese länger aufrecht zu erhalten. So können sie witterungsbedingt unproduktive Phasen ausgleichen.
https://naturwald-akademie.org/waelder-mit-guenstigem-mikroklima-bleiben-im-herbst-laenger-gruen/
Historischer Fund: Größtes Lebewesen könnte 80.000 Jahre alt sein
Sehr spannend: Im Fishlake National Forest in Utah verbirgt sich ein außergewöhnliches Naturphänomen: Pando, ein Organismus, der äußerlich wie ein Wald aussieht, in Wirklichkeit aber ein einziges riesiges Lebewesen ist. Dieser Zusammenschluss von etwa 47.000 Bäumen, genauer gesagt Stämmen der Amerikanischen Zitterpappel, ist durch ein gemeinsames Wurzelsystem miteinander verbunden.
Mit einem Gewicht von fast 5000 Tonnen und einer Fläche von mehr als 43 Hektar übertrifft Pando in Größe und Masse alle anderen bekannten Organismen. Forscher vermuten, dass er aus einem einzigen Samen hervorgegangen ist, der möglicherweise vor rund 80.000 Jahren keimte. Sollte diese Schätzung zutreffen, wäre Pando nicht nur der größte, sondern auch der älteste lebende Organismus der Welt.
Der Mann der die Bäume pflanzte
Eine sehr schöne Kurz-Geschichte von Jean Giono: „Der Mann der die Bäume pflanzte“: Ein Schäfer/Imker pflanzt in der Provence über viele Jahrzehnte andauernd Bäume. Und aus der kargen Landschaft wird ein wunderbarer Wald, die Quellen fangen wieder an zu sprudeln, die verlassenen Dörfer werden wieder belebt, das Leben kommt zurück.
Ganz passend zu unserem Ansatz von Klima-Landschaften und meinen Präsentationen zu „Wasser pflanzen. Wie Vegetation den Regen macht und das Klima kühlt“. Zwar beruht die Geschichte (leider) nicht auf wahren Begebenheiten. Aber beeindruckend finde ich es schon dass jemand vor 70 Jahren genauso schon gedacht hat.
Ein Ansatz für den Wald im Wandel
Unsere Wälder müssen umgebaut werden, hin zu vielfältigen Dauerwäldern. Das zeigt auch diese interessante Doku: „Wie können Wälder vor den Auswirkungen der Klimakrise geschützt werden? Wie sollte eine naturnahe Waldbewirtschaftung zukünftig aussehen? Das Reiersdorfer Konzept der Landeswaldoberförsterei Reiersdorf in Brandenburg beschreibt einen offenen Ansatz für eine achtsame und an Prinzipien der Ökologie ausgerichtete Waldbewirtschaftung unter den Vorzeichen der Klimakrise.“
Wie nachhaltiger Waldumbau funktioniert
BR.de zum Life Futre Forest Projekt von/mit Ludwig Pertl:
Wie lassen sich Fichtenwälder in widerstandsfähige Mischwälder umwandeln – das beschreibt ein Handbuch zum nachhaltigen Waldumbau. Es ist das Ergebnis des EU-Modellprojekts LIFE Future Forest im Landkreis Landsberg, das jetzt zu Ende geht. — Weil Fichten Hitze und Trockenheit nicht vertragen, müssen die Wälder der Zukunft anders aussehen.
Wie ein nachhaltiger Mischwald wachsen kann, das lässt sich in einem neuen Handbuch zum nachhaltigen Waldumbau nachlesen. Es ist das Ergebnis des EU-Modellprojekts LIFE Future Forest im Landkreis Landsberg. Dort wurden drei Jahre lang Forschungen zum klimaangepassten Waldumbau durchgeführt.“
