Buchrezession: Waldendzeit von Wilhelm Bode
Mit seinem neuen Buch „Waldendzeit“ zeichnet Wilhelm Bode eine Verbindung der aktuell drängenden Frage nach der Zukunft des Waldes anhand einer kunsthistorischen Analyse der (Wald-)Malerei der deutschen Romantik, hier vor allem dank der Bilder von Caspar David Friedrich und vollzieht damit eine Art Neudeutung.
Denn damals wie heute stand und steht der Wald vor einer Wendezeit. Die beginnende Epoche der Aufklärung brachte mit der Einführung der „rationalen“ Forstwissenschaft eine kausal-orientierte und den Wald als Acker betrachtende Form der Nutzholzproduktion. Die Folgen dieses Modells des Altersklassenwaldes sehen wir heute eindringlich. Doch blickt C.D. Friedrichs „Wanderer über dem Nebelmeer“ sehnsuchtsvoll zurück, oder doch eher voraus in eine ungewisse Waldzukunft, so wie es der Autor deutet.
Für Wilhelm Bode liegt die Antwort auf die zentrale Frage „Wie weiter?“ eben nicht in einer romantisierenden, sehnsuchtsvollen Waldliebe, ein Zurück zur Natur. Und schon gar nicht in einer Fortführung des Altersklassenwaldes 2.0.
Er plädiert für ein Umdenken in der Waldwirtschaft, hin zu einer systemischen Betrachtung des Organismus Wald, in dem der Mensch – in Kooperation mit der Natur – interagiert. Und hier war es Alfred Möller, der bereits vor 100 Jahren das Dauerwald-Konzept in die Forstwirtschaft einführte (Spannenderweise, nachdem er mehrere Jahre im Amazonas verbrachte, und die Dynamiken des tropischen Waldes studierte).
Denn mehr denn je brauchen wir Holz unter anderem als Bauholz, um CO2-intensive Materialien wie Stahl und Beton zu ersetzen und gleichzeitig um das im Holz aus der Atmosphäre gebundene CO2 in der gebauten Umwelt zu speichern. Interessanterweise vermag der Dauerwald nach Alfred Möller in seinem biologischen Optimum mehr Wertholz zu erzeugen, gerade weil er biologisch gedacht und umgesetzt wird. Das Umdenken besteht darin, den Wald als System höherer Ordnung zu begreifen, in dem die sich hier zeigenden Gesetzmäßigkeiten (wie von Alfred Möller beschrieben) eben andere sind, als würde man den Wald als die Summe seiner Bäume betrachten.
Eine sehr lesenswerte Lektüre, die eine Antwort auf die Zukunftsfrage der Forstwirtschaft zu geben vermag, auch anhand der kunsthistorischen Perspektive.
Rezension von Manuel Nagel, Aufbauende Landwirtschaft e.V.