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Der Sturm Wiebke von 1990 hätte 1900 kaum Schäden verursacht

Der Sturm Wiebke von 1990 hätte 1900 kaum Schäden verursacht

Ja, wir haben vermutlich eine zunehmende Anzahl an Naturkatastrophen – Sturm, Hochwasser, Dürre, Waldbrände und anderes. Jedoch, nicht alles ist immer nur „der Klimawandel“. Der stresst die Ökosysteme zunehmend, aber unten drunter liegt oft auch erst einmal schlechtes menschliches Management und damit gestörte und vulnerable Ökosysteme.

Ich habe ChatGPT mal gefragt, welche Schäden der Sturm Wiebke, der extreme Schäden in Deutschland verursachte, in der Landschaft von 1900 verursacht hätte. Die Antwort ist, kurz gesagt: Die Schäden wären deutlich geringer gewesen aufgrund der kleinen Landschaftsstrukturen und noch einigermaßen gesunder und vielfältiger (Wald)Ökosysteme.

„Der Orkan Wiebke wütete Ende Februar 1990 über Mitteleuropa und verursachte extreme Schäden, vor allem in den Wäldern Deutschlandsde.wikipedia.org. In Mittelgebirgsregionen wurden ganze Waldbestände – insbesondere in gleichaltrigen Nadelholz-Forsten aus Fichte und Douglasie – wie Streichhölzer umgeknickt. Hochrechnungen gehen von 60–70 Millionen Festmetern Sturmholz aus, was etwa dem doppelten Jahreseinschlag in Deutschland entsprach. Diese enorme Schadensmenge zeigt, dass die damalige Landschaftsstruktur (großflächige Nadelholz-Monokulturen, wenig Strukturtrennung) sehr verwundbar gegenüber schweren Stürmen war. So erwiesen die Sturmereignisse Vivian und Wiebke 1990 beispielsweise eindrucksvoll, dass reinrassige Fichtenforsteeine geringe Stabilität besitzen: In Bayern fielen diesen beiden Orkanen rund 23 Mio. m³ Holz zum Opfer, wobei 80 % der geworfenen Masse Fichte ware. Fachleute führen dies u.a. darauf zurück, dass viele Wälder damals als monotone, hochgewachsene Nadelholzbestände mit unzureichender Pflege bestanden – eine Struktur, die Stürmen wenig entgegenzusetzen hatte.

Historische Befunde deuten an, dass eine kleinteiligere, diversere Kulturlandschaft um 1900 gegenüber Extremstürmen robuster gewesen sein könnte. Im 19. Jahrhundert dominierten in vielen Regionen laubholzreiche Mischwälder und stark gegliederte Agrarlandschaften mit Hecken und kleinen Parzellen. Beispielsweise zeigte der verheerende März-Orkan 1876 (ein „Jahrhundertsturm“) deutlich geringere Holzmengen an Windwurf als moderne Orkane – geschätzt 7–8 Mio. m³ – obwohl er meteorologisch extrem war. Zeitgenössische Berichte schreiben den relativ begrenzten Schaden der Tatsache zu, dass die Wälder damals erst in geringem Maße mit Nadelholz bestockt warenwaldwissen.net. So wurden bei diesem Sturm fast ausschließlich eingestreute Fichtengruppen entwurzelt, während die umliegenden Laubwaldbestände weitgehend unbeschädigt blieben. In einem Revier mit 84 % Buchenwald brachen “nur Fichten, […] der Schaden in Laubholz [war] nicht erheblich, [der] in Fichten weitaus vorherrschend”. Dies deutet darauf hin, dass strukturreiche Laubmischwälder früherer Zeiten wesentlich sturmfester waren als die später großflächig angepflanzten Nadelholz-Monokulturen.

Auch die feinräumige Landschaftsstruktur um 1900 – etwa mit Feldhecken, Baumreihen und kleineren Schlagflächen – hätte Sturmwirkungen vermutlich gemindert. Hecken und Knicks fungierten als natürliche Windbrecher: Sie können Wind bis zu einer Distanz des 13–15-fachen ihrer Höhe spürbar abschwächen. Eine 5–7 m hohe Feldhecke schützt also noch in 65–100 m Entfernung vor Sturmböen. Durch solche Kleinteiligkeit und räumliche Untergliederung der Landschaft wurde der Wind effektiv gebrochen und konnte weniger ungehindert große Angriffsflächen finden. Zwar liegen keine expliziten Modellrechnungen vor, die Wiebkes Verlauf in einem Jahr-1900-Szenario quantitativ simulieren. Verschiedene Studien und historische Analysen sprechen jedoch übereinstimmend dafür, dass die historische Kulturlandschaft – mit artenreichen, mehrschichtigen Wäldern und strukturierenden Landschaftselementen – resilienter gegenüber Orkanen war. Es ist daher plausibel, dass Wiebke unter den Landschaftsbedingungen um 1900 deutlich weniger Schäden angerichtet hätte als in der ausgeräumten Landschaft von 1990.

Fazit: Die Landschaftsstruktur um 1900 – geprägt von kleinparzellierter Nutzung, hoher Durchmischung von Baumarten und zahlreichem Landschaftsgrün – besaß eine natürliche Pufferwirkung gegen Sturmextreme. Moderne, uniforme Landschaften des 20. Jahrhunderts hingegen steigerten durch ausgedehnte Monokulturen und fehlende Windbarrieren die Anfälligkeit gegenüber Orkanen wie Wiebke. Die historische Struktur erwies sich damit als robuster gegenüber Sturmwurf, was sowohl zeitgenössische Quellen als auch forstwissenschaftliche Erkenntnisse nahelegen.

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