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Stopfen (von Drainagen) gegen die Dürre

Stopfen (von Drainagen) gegen die Dürre

Ich beschäftige mich ja schon seit einigen Jahren mit dem Landschaftswasserhaushalt, und wie schlecht es um diesen gestellt ist. Ausführlich in unserem Buch „Aufbäumen gegen die Dürre“ dargestellt.

Eine Methode (von vielen) der Wahl für mehr Wasserretention ist die Blockierung oder Regelung von Drainagen. Denn dort fließt Wasser ab, was wir über die meiste Zeit des Jahres in der Fläche behalten wollen. Und da fließt auch – wie in diesem Artikel zu lesen – in trockenen Gegenden wie Brandenburg nach wochenlanger Trockenheit immer noch Wasser ab, wenn wir denken dass es da kein Wasser mehr gäbe.

Kein Wunder wenn die Pflanzen immer weniger zu trinken kriegen und die Grundwasserspiegel sinken…

PS: Ob eine Blockierung Sinn macht oder eher ein Regelungsschieber, oder überhaupt nichts hängt von der Situation ab. Ich will hier nicht grundsätzlich sprechen für die Blockierung von Drainagen. Ist ja auch ein sensibles und komplexes Thema.

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Bericht der Europäischen Umweltagentur: Düstere Aussichten für Europas Umwelt

Bericht der Europäischen Umweltagentur: Düstere Aussichten für Europas Umwelt

tagesschau: „Wie steht es um die Umwelt in Europa? Dieser Frage ist die Europäische Umweltagentur in ihrem Bericht nachgegangen, den sie alle fünf Jahre veröffentlicht. Die Ergebnisse verheißen nichts Gutes.“

Europa stehe vor einer dramatischen Verschlechterung von Natur und Lebensräumen: Die Umweltzerstörung schreitet voran und bedroht die Gesundheit, den Wohlstand, die Wettbewerbsfähigkeit und die Sicherheit Europas. „Europa ist der Kontinent, der sich am schnellsten erwärmt, und der Klimawandel nimmt ein alarmierendes Ausmaß an. Dies bedroht die Nahrungsmittel- und Wassersicherheit, die öffentliche Gesundheit, Ökosysteme, Infrastruktur und die Wirtschaft insgesamt.“

Oder anders gesagt: Die Lebensqualität in Europa nimmt stetig ab. Das Ausmaß an Waldbränden, Hitzewellen und Überflutung allein in diesem Sommer seien nur die sichtbaren Zeichen. Dazu kommt der „Wasserstress“: Ein Drittel der Europäer leidet dem Bericht zufolge schon unter Mangel an Süßwasser beziehungsweise Trinkwasser. Tendenz steigend. Folgende Zahlen listet der Bericht auf: Gut 80 Prozent der geschützten Lebensräume befänden sich in einer schlechten oder sehr schlechten Verfassung. Bei 60 bis 70 Prozent der Böden in Europa hat sich der Zustand verschlechtert und 62 Prozent der Gewässer sind in keinem guten ökologischen Zustand.

„Die Landwirtschaft, die Bodenqualität und die Möglichkeit, den Agrarsektor widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu machen, gehören zu den wichtigsten Herausforderungen auf dem Weg, unsere Wirtschaft bis 2050 vollständig zu dekarbonisieren“, sagt EU-Kommissarin Ribera.

https://www.tagesschau.de/ausland/europa/europa-umwelt-europaeische-umweltagentur-100.html

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Handbuch landwirtschaftlicher Maßnahmen zur Erhöhung des Wasserrückhalts, der Wasserqualität und der Biodiversität

Handbuch landwirtschaftlicher Maßnahmen zur Erhöhung des Wasserrückhalts, der Wasserqualität und der Biodiversität

Handbuch landwirtschaftlicher Maßnahmen zur Erhöhung des Wasserrückhalts, der Wasserqualität und der Biodiversität. Eine Studie von Ida Meyenberg et al., Ecologic Institut, im Rahmen des Projekts „Water Stewardship in der deutschen Landwirtschaft“.

Zu wenig oder plötzlich zu viel Wasser – der Klimawandel stellt die Landwirtschaft vor erhebliche Herausforderungen. Ein Schlüssel liegt darin, Wasser speichern zu können. Auch auf landwirtschaftlichen Flächen. Das Handbuch versteht sich als praxisnahes Kompendium für Landwirt*innen und Beratende, um den hashtag#Wasserrückhalt zu verbessern, hashtag#Wasserqualität zu sichern und Biodiversität zu fördern – und dies nicht als Widerspruch zur landwirtschaftlichen Produktivität, sondern als Zukunftsinvestition.

https://www.ecologic.eu/de/20053

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Überschwemmungen und Dürren – Landnutzung, Bodenbewirtschaftung, und Landschaftshydrologie sind wichtigere Faktoren als der Temperaturanstieg

Überschwemmungen und Dürren – Landnutzung, Bodenbewirtschaftung, und Landschaftshydrologie sind wichtigere Faktoren als der Temperaturanstieg

Spannender Vortrag von Prof. Dr. Karl Auerswald unter dem kurzen Titel „Das Wasser in der Landschaft halten“, basierend auf einem beeindruckenden Paper „Floods and droughts – are land use, soil management, and landscape hydrology more significant drivers than increasing CO2
Die wichtigsten Punkte – sorry, etwas länger geworden:
  • Frühere Landnutzungsänderungen – insbesondere Bodenversiegelung, Verdichtung und Entwässerung – sind vermutlich bedeutender für Wasserverluste durch Oberflächenabfluss, die zu Überschwemmungen und Wasserknappheit führen. Die Bedeutung dieser Prozesse wird in der Modellierung allgemein unzureichend berücksichtigt, da hydrologische Modelle selten laterale Flüsse in der Atmosphäre, an der Bodenoberfläche und im Boden darstellen.
  • Die angegebenen Werte zum Feuchtigkeitsrecycling sind, obwohl groß, stark nach unten verzerrt, da sie nur fallende Niederschläge (Schnee, Hagel und Regen) berücksichtigen, während sie okkulte Niederschläge (Tau, Nebel, Raureif) vernachlässigen, die häufig lokalen, rezyklierten Ursprungs sind (Kaseke et al., 2017). Okkulte Niederschläge können erheblich sein und mehrere Hundert Millimeter pro Jahr erreichen (Zimmermann & Zimmermann, 2002; Ingraham & Mark, 2000; Migała et al., 2002; Jacobs et al., 2006).
  • Der CO₂-getriebene Klimawandel beeinflusst die Nettostrahlungsbilanz (Rnl) in Gleichung 2, während die Landnutzung Einfluss auf Evapotranspiration (ET), Abfluss (Q), Speicheränderung (ΔS), Albedo (α) und Wärmeleitung (G) hat und somit sowohl Gleichung 1 als auch 2 betrifft. Der Albedo-Wert ist z. B. bei einer mit Stroh bedeckten Bodenoberfläche etwa 30 % höher als bei einem nackten Boden (Sharrett & Campbell, 1994). Eine Strohdecke würde es jedem Landwirt ermöglichen, Bodenfeuchtigkeit für Kulturpflanzen zu bewahren, da weniger Energie aus kurzwelliger Strahlung zur Verfügung stünde, um Evapotranspiration anzutreiben. Für Frankreich wurde geschätzt, dass während der europäischen Jahrhundert-Hitzewelle im August 2003 die landesweite Temperatur um 2 K niedriger gewesen wäre, hätten die Landwirte das Getreidestroh auf dem Boden belassen, statt es einzuarbeiten (Davin et al., 2014).
  • Weitere direkte Effekte einer Strohdecke wären: geringerer Wasserverlust durch Bodenverdunstung, geringerer kapillarer Aufstieg zur Verdunstungsoberfläche durch die physikalische Barriere, bessere Infiltration bei Starkregen aufgrund geringerer Oberflächenverkrustung, geringere Erosion und vermehrte Taubildung durch bessere Wärmeisolation in der Nacht.
  • Unter klimatischen Bedingungen Mitteleuropas führt der CO₂-getriebene Klimawandel somit hauptsächlich zu einer Intensivierung einzelner Regenereignisse. Dies verstärkt Überschwemmungen infolge von Oberflächenabfluss und Erosion – und danach Dürren, da das Wasser nicht im Boden gespeichert wird. Langfristig wird die Speicherfähigkeit des Bodens durch Erosion beeinträchtigt (siehe Abb. 3, linkes Panel). Dies reduziert die Evapotranspiration, was die Temperaturen steigen lässt. Die zunehmende Temperatur verstärkt die Dürre: ein Prozess, den Miralles et al. (2019) als „Selbst-Intensivierung von Ereignissen“ beschreiben. Wenn ausgetrocknete Gebiete stärker aufheizen als gut bewässerte Nachbarflächen, überträgt sich diese Hitze auf die benachbarten Regionen, erhöht dort die Verdunstung – bis auch diese Gebiete unter Wasserknappheit leiden. Dadurch wächst das Gebiet mit reduzierter Evapotranspiration und kann sich über ganze Kontinente ausbreiten („Selbst-Ausbreitung von Ereignissen“).
  • Die CO₂-bedingte Zunahme der Evapotranspiration aufgrund steigender Temperaturen kann Dürren nicht erklären, da die Evapotranspiration nur moderat um 2–3 % pro Kelvin Temperaturanstieg steigt (Roderick et al., 2014; Bürger et al., 2014). Ein Temperaturanstieg von 2 K würde also nur 5 % mehr Evapotranspiration bedeuten. Entsprechend zeigen hydrologische Modelle in den letzten Jahrzehnten keine Zunahme der Evapotranspiration (Baumeister et al., 2017).
  • Versiegelung, Verdichtung und Entwässerung führen ebenfalls zu schnellem Wasserabfluss, Überschwemmungen und geringerem Wassergehalt im Boden (Abb. 3, rechtes Panel). Dies verringert die Evapotranspiration und erhöht die Temperatur – mit nahezu identischen Effekten wie der CO₂-getriebene Klimawandel.
  • Der durch Versiegelung verursachte Niederschlagsverlust übersteigt sogar den, der durch den Klimawandel erwartet wird (vgl. Abb. 1). Versiegelte Flächen tragen kaum zur Verdunstung bei, sondern wandeln ihre Strahlungsenergie fast ausschließlich in fühlbare Wärme um (Oke, 1982). Etwa 6 % der mittleren Evapotranspiration von 528 mm pro Jahr (Baumeister et al., 2017) entsprechen einem Verlust von 32 mm Verdunstung pro Jahr. Die Energie, die nötig ist, um 1 mm Wasser zu verdampfen, könnte theoretisch die Atmosphäre über 1 m² Boden um 10 K auf eine Höhe von 200 m erwärmen. Ein Verlust von 32 mm Verdunstung könnte demnach 320 K Temperaturanstieg in dieser Luftsäule bewirken – ein theoretisches Extremszenario, das in der Realität durch das sogenannte „Oasen-Effekt“ (Oke, 1982) abgeschwächt wird, bei dem benachbarte nicht-versiegelte Flächen zusätzliche Verdunstung liefern. Die dabei entstehende zusätzliche Verdunstung kann bis zu 30 % täglich betragen, wenn Feuchtigkeit vorhanden ist, und sich über mehrere Kilometer ausbreiten (Drivas & Shair, 1974; McNaughton, 1976). Die advektive Energieübertragung kann bis zu 20 km reichen. Auf kürzeren Distanzen kann sie bis zu 90 % der gesamten Evapotranspiration ausmachen (Prueger et al., 1996). Dies bedeutet, dass landwirtschaftliche Flächen und Wälder zusätzliches Wasser zur Verfügung stellen müssen, um diese gesellschaftlich verursachte Verdunstungsnachfrage zu decken. Wie weit diese Energieübertragung in bewachsene Gebiete reicht, ist noch nicht ausreichend untersucht, aber der kühlende Effekt vegetierter Flächen kann bis zu 2 km in versiegelte Bereiche hineinreichen (Yan et al., 2018).
  • Böden mit geringer Wasserspeicherkapazität können diesen zusätzlichen Verdunstungsbedarf insbesondere in trockenen Jahren nicht decken. Dies führt zu geringerer Evapotranspiration und höherer Lufttemperatur über diesen Böden. Die verbleibenden Gebiete müssen dann noch mehr Wärme kompensieren. Das Gebiet mit Wasserdefizit wächst – (erneut: Ereignis-Selbstausbreitung). Zugleich wird es wärmer, was den Effekt verstärkt. Eine Hitzewelle und Dürre können allein durch unterlassene Maßnahmen zur Kompensation versiegelungsbedingter Effekte entstehen.
  • Versiegelte Flächen behindern zudem die Grundwasserneubildung. Eine Versiegelung von 5 % reduziert die mittlere Grundwasserneubildung (206 mm/Jahr; Baumeister et al., 2017) um 12 mm/Jahr. Wenn angrenzende Flächen den Verdunstungsverlust kompensieren, sinkt auch dort die Grundwasserneubildung. Daraus ergibt sich ein potenzieller Verlust von 44 mm/Jahr bei 6 % Versiegelung – was 21 % weniger Grundwasserneubildung entspricht. Dies stimmt mit den sinkenden Grundwasserständen in vielen Aquiferen überein: Zwischen 2000 und 2020 verzeichneten rund 20 % der 1600 überwachten Aquifere in Bayern einen signifikanten Rückgang des Wasserstands, weitere 20 % einen leichten Rückgang (Bayer et al., 2022).
  • Während das natürliche Flussnetz in Bayern eine Gesamtlänge von ca. 100.000 km aufweist (LfU, 2024), beträgt die Länge öffentlicher Straßen 141.800 km (ByStMWBV, 2018) und landwirtschaftlicher Wege 200.000 km (Anonym, 2018). Gemäß Bauvorschriften (FGSV, 2021) sind Straßen in der Regel von Entwässerungsgräben begleitet, wodurch das künstliche Entwässerungsnetz drei- bis sechsmal so lang ist wie das natürliche.
  • Laut Tetzlaff et al. (2010) sind 23 % der landwirtschaftlichen Flächen in Deutschland künstlich drainiert. In Südbayern kann der Entwässerungsabfluss bis zu 500 mm/Jahr betragen (Wolters et al., 2023). Auch Wälder wurden entwässert – insbesondere durch forstwirtschaftliche Rückegassen, die quer zum Hang verlaufen und eine ungewollte Entwässerung auf breiter Fläche bewirken.
  • Ein weiterer Entwässerungsgrund ist das Absenken des Grundwasserspiegels. Die Radlast von Mähdreschern stieg von 1960 bis 2000 linear von 2 auf 7 Tonnen an (Keller et al., 2019). Eine Unterbodenverdichtung wird meist unvermeidlich, wenn die Radlast 3–5 t übersteigt. In den 1960er Jahren benötigten Pflanzenwurzeln 2–3 Wochen, um 50 cm Tiefe zu erreichen. Heute dauert dies über zwei Monate. Dadurch entnehmen Pflanzen ihr Wasser fast ausschließlich dem Oberboden – eine Situation, die meteorologischer Dürre gleicht, obwohl sie physiologischen Ursprungs ist. Dies kann zu Fehldeutungen über die Ursache von Dürren führen.
  • Verdichtung erhöht nicht nur das Dürre-Risiko, sondern behindert auch die Versickerung und begünstigt Staunässe (Hartmann et al., 2012). Der extreme Weizenertragseinbruch in Frankreich 2016, der den Verlust während der Jahrhundertdürre 2003 übertraf, war auf Sauerstoffmangel in einem kühlen, nassen Mai zurückzuführen – Bedingungen, die durch den Klimawandel häufiger auftreten werden. Verdichteter Unterboden führt zu Oberflächenabfluss bei Sättigung und damit zu Bodenerosion (Verbist et al., 2007).
  • Die positiven Effekte von Hecken auf Erträge sind seit Langem bekannt (Wendt, 1951) und vielfach belegt (Sudmeyer et al., 2007; Veste et al., 2020). Berechnungen zeigen, dass Hecken in Ostdeutschland die Evapotranspiration um fast 100 mm/Jahr auf eine Strecke von 25-facher Heckenhöhe senken können (Funk et al., 2022). So kann der Effekt zunehmender Niederschlagsvariabilität durch CO₂ kompensiert werden.
  • Versiegelung ist der massivste Eingriff in die Bodenfunktion – nicht nur in Städten (Stadtklimaeffekt), sondern auch in peri-urbanen und ländlichen Gebieten. Die fünf größten Städte Bayerns machen nur 10 % der versiegelten Fläche aus (Esch et al., 2007). Daher ist Handeln gegen Versiegelung dringend notwendig. Mögliche Maßnahmen: Entsiegelung (z. B. Parkplätze), Photovoltaik auf versiegelten Flächen (zur Ableitung der Strahlungsenergie), Begrünung (Dachbegrünung, Baumreihen). Auch Windreduktion ist möglich – etwa durch Agroforstsysteme, Hecken, Baumalleen. Besonders an vielbefahrenen Straßen sollten begleitende Hecken gepflanzt werden – wie es Napoleon schon vor 200 Jahren erkannte (Balmer, 2022).
  • Eine klimafreundliche Landnutzung ist möglich. Sie erfordert jedoch so umfassende Veränderungen, dass sie nicht allein durch Gesetze oder Förderprogramme umgesetzt werden kann. Stattdessen braucht es einen Paradigmenwechsel: Das alte Paradigma der Ernährungssicherung ist nun dem Ziel der Klimaanpassung untergeordnet. Das alte Effizienzparadigma ist überholt – denn Effizienz und Resilienz schließen sich gegenseitig aus.
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Wie der Klimawandel auf CO2 verengt wurde (und was fehlt)

Wie der Klimawandel auf CO2 verengt wurde (und was fehlt)

Für unser Buch „Aufbäumen gegen die Dürre“ – wo wir ja argumentieren dass „Landnutzungsänderungen“ (aka Naturzerstörung) eine wesentliche Rolle beim anthropogenen Klimawandel spielen – hatte ich recherchiert, wie es dazu gekommen ist, dass seit Jahrzehnten quasi ausschliesslich zu den Treibhausgasen geforscht und kommuniziert wird, und die Landnutzung und deren Auswirkungen auf das Klima komplett in Vergessenheit gerieten. Denn: Es war mal anders:

1971 erschien die Studie „Inadvertent Climate Modification: Study of Man’s Impact on Climate”, publiziert vom angesehenen Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der Königlichen Schwedische Akademie der Wissenschaften. Im einleitenden Absatz werden die „klimatischen Auswirkungen der vom Menschen verursachten Oberflächenveränderungen“ als ein „wichtiger Bereich“ aufgeführt, der zu berücksichtigen ist. Unter der Überschrift „Der Einfluss des Menschen auf das Klima“ sind die Unterabschnitte über die Verschmutzung der Atmosphäre und die Veränderung der Landoberflächen in etwa gleich groß. Unter „Wichtige Schlussfolgerungen und Empfehlungen“ findet sich ein ganzes Kapitel über die klimatischen Auswirkungen der vom Menschen verursachten Oberflächenveränderungen.

Acht Jahre später, 1979, wird in den Protokollen des ersten Weltklimakongresses der Weltorganisation für Meteorologie wieder von Landveränderungen gesprochen. Aus der Grundsatzrede der Konferenz: „Wir verändern jetzt die Strahlungsprozesse der Atmosphäre und vielleicht ihre Zirkulation durch die Emission der Produkte unserer Industrie- und Agrargesellschaft. Wir verändern jetzt die Grenzprozesse zwischen Erde und Atmosphäre durch unsere Landnutzung“. Im ersten von 28 wissenschaftlichen Beiträgen wird unter der Überschrift „Die Auswirkungen, die für das Thema Klima am relevantesten sind“ die „Umwandlung der Landoberfläche des Planeten durch Abholzung der Wälder, das Umpflügen der Steppen und großen Ebenen, Landgewinnung usw.“ an die Spitze der Liste gesetzt. Und in einem Abschnitt mit der Überschrift „Menschliche Aktivitäten, die das Klima beeinflussen“ teilt der Autor die Themen buchstäblich in zwei Teile auf. „Das Thema dieser Abhandlung ist eindeutig sehr umfangreich und wird dementsprechend in zwei Hauptteilen wie folgt dargestellt: Teil I deckt die wichtigsten menschlichen Einflüsse auf das Klima ab, mit Ausnahme der Eingriffe des Menschen in die atmosphärische Kohlendioxid (C02)-Bilanz; und Teil II behandelt umfassend die Aspekte des Klimawandels, die mit der Kohlendioxid-Bilanz zusammenhängen.“

Doch es gab ein Problem. Die lebendigen, durch Wasser verursachten Prozesse der Landveränderung waren zu komplex und variabel, und auch noch zu wenig verstanden, um sie in die globalen Computermodelle einzubringen, während CO2, das in der Atmosphäre gut vermischt ist, relativ leicht zu modellieren war.

Unter der Carter Regierung wurde eine Gruppe Wissenschaftler beauftragt, die Annahmen zur CO2-Zunahme zu modellieren. Der 22-seitige Bericht, „Carbon Dioxide and Climate: A Scientific Assessment“, 1979 erschienen, prognostizierte dass bei einer Verdoppelung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre die globale Temperatur um 3°C zunehmen würde, mit der Aussage in ihren Schlussfolgerungen, dass „wir unsere Überlegungen auf die direkten klimatischen Auswirkungen der stetig steigenden CO2-Konzentrationen beschränkt haben“.

1985 fand in Villach, Österreich, eine internationale Konferenz statt, um zu untersuchen, wie die internationalen Organisationen mit den beiden Ansätzen – Land und CO2 – umgehen können. Die Lösung bestand darin, die beiden zu trennen und zwei Organisationen zu gründen: Der Weltklimarat, IPCC, mit der Aufgabe sich den Treibhausgasen zu widmen. Und das Internationale Geosphären-Biosphären-Programm, IGBP, mit nur einem Bruchteil der finanziellen Mittel wie der IPCC, welches 2015 geschlossen wurde.

Auch die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen, UNFCCC, 1992 gegründet, und das 1997 beschlossene Kyoto-Protokoll zielten alle darauf ab, die globale Erwärmung zu reduzieren, indem die Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre „auf ein Niveau gesenkt werden, das eine gefährliche anthropogene Störung des Klimasystems verhindert“ (Kyoto-Protokoll, § 2). In der Tat beschränkt sich das Protokoll auf sechs Treibhausgase (Kyoto-Protokoll, Anhang A): Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Distickstoffoxid (N2O), Fluorkohlenwasserstoffe (HFC), perfluorierte Kohlenwasserstoffe (PFC) und Schwefelhexafluorid (SF6).

Das wissenschaftliche Mandat des IPCC liefert weiterhin den Hintergrund für das UNFCCC, jetzt im Rahmen des Pariser Klimaabkommens, was erklärt, warum Landnutzungsänderungen und deren Einfluss auf den Klimawandel nur stiefmütterlich behandelt werden.

Erst langsam, mit dem Aufkommen einer Regenerationsbewegung in den letzten Jahren, werden Stimmen lauter – und Forschungsarbeiten bekannter –, die daraufhin weisen, welch wichtige Rolle Landnutzungspraktiken auf die Böden der Welt, den terrestrischen Wasserkreislauf und die Biosphäre insgesamt haben – und wie wir geschädigte Landschaften regenerieren können, auch um den Klimawandel zu mildern.

(c) Stefan Schwarzer

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Zugepflasterte Städte: Warum Parkplätze zum Klima-Problem werden

Zugepflasterte Städte: Warum Parkplätze zum Klima-Problem werden

Interessanter Beitrag in der tagesschau: „Versiegelte Flächen speichern Wärme und tragen maßgeblich zur Überhitzung von Städten bei. Besonders problematisch sind große Parkplätze: Hier fehlt das Grün, das kühlen und Wasser aufnehmen könnte. Stattdessen strahlt Beton die Hitze zurück – mit Folgen für das Stadtklima, die Gesundheit und die Lebensqualität der Anwohnerinnen und Anwohner.“

Was für die Stadt gilt, gilt auch für die Land(wirt)schaft. Wo Äcker über Wochen brach liegen, wüstenhafte-Verhältnisse v.a. im Sommer sind, der Boden kaum Niederschlag aufnehmen kann, oder die Wälder aufgrund monokultureller Nutzung verarmt und löchrig und tot sind, da passiert das Gleiche (neben vielen anderen Folgen): Die Landschaft heizt sich auf, zum Nachteil für Vegetation, Tiere und Menschen, und auch zum Nachteil für das Klima, denn die Effekte stärken den anthropogenen Treibhauseffekt.

Mehr dazu z.B. in unserem Buch „Aufbäumen gegen die Dürre“, oder über meine Vorträge auf Youtube.

https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/parkplaetze-klimaschutz-100.html
https://www.oekom.de/buch/aufbaeumen-gegen-die-duerre-9783987260209
https://www.youtube.com/results?search_query=stefan+schwarzer+klima

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Harald Lesch spricht in seiner Sendung von „Klimalandschaften“

Harald Lesch spricht in seiner Sendung von „Klimalandschaften“

Harald Lesch spricht in seiner Sendung „Terra X: Freundliches Klima“ u.a. über Natur-basierte Lösungen, und spricht von ursprünglichen „Klimalandschaften“, die wir zerstört haben. Eines unserer Ziel bei Aufbauende Landwirtschaft e.V. und auch Regenerate Forum ist es ja, Klimalandschaften zu etablieren – Landschaften mit viel Vegetation und Wasserrückhalt, die die lokal, regional und global kühlen können und dabei den kleinen Wasserkreislauf stärken. Klimalandschaftten – das Wort hat es unseres Wissens nach vor der ersten von uns organisierten Klimalandschaften-Konferenz nicht gegeben. Von daher sind wir erfreut dass es der Begriff bis zu Harald Lesch ins Fernsehen geschafft hat… 🙂

Wer mehr zum Thema wissen will, dem sei mein UNEP Artikel und unser Buch „Aufbäumen gegen die Dürre“ empfohlen.

https://www.zdf.de/play/dokus/hoffnung-fuer-das-klima-terra-x-harald-lesch-100/terra-x-harald-lesch-freundliches-klima-100
https://klima-landschaften.de
https://climate-landscapes.org
https://www.oekom.de/buch/aufbaeumen-gegen-die-duerre-9783987260209
https://wedocs.unep.org/bitstream/handle/20.500.11822/36619/FB025.pdf

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Die Ausweitung von Ackerflächen verringert die Bildung biogener sekundärer organischer Aerosole und den damit verbundenen strahlungskühlenden Effekt.

Die Ausweitung von Ackerflächen verringert die Bildung biogener sekundärer organischer Aerosole und den damit verbundenen strahlungskühlenden Effekt.

Immer wieder betone ich den Verlust biogener Aerosole, die v.a. für die Wolkenbildung essentiell wichtig sind. Hier ein interessanter Artikel dazu:

„Die globale Ausweitung von Ackerflächen seit der Industrialisierung hat die Bildung biogener sekundärer organischer Aerosole (SOA) deutlich reduziert – ein bisher kaum berücksichtigter Effekt im Klimakontext. Modellanalysen zeigen, dass dadurch der kühlende Strahlungseffekt um etwa 146 mW/m² gesunken ist, was 8 % des CO₂-bedingten Erwärmungseffekts entspricht. Hauptursache ist die Umwandlung von Laubwäldern in Ackerflächen. Zukünftig könnte sich dieser Effekt unter Klimawandelbedingungen weiter verstärken. Politik und Klimastrategien sollten diesen bislang vernachlässigten Einflussfaktor in Maßnahmen zu Ernährungssicherheit und Klimaschutz einbeziehen.“

https://www.nature.com/articles/s41561-025-01718-z

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Einfluss von Landbedeckungsänderungen auf organische Gase, Aerosole und Strahlungseffekte in der Atmosphäre

Einfluss von Landbedeckungsänderungen auf organische Gase, Aerosole und Strahlungseffekte in der Atmosphäre

Diese Studie untersucht die Auswirkungen menschlicher Landnutzungsänderungen – insbesondere der Entwaldung zugunsten von Acker- und Weideland – auf die Emissionen biogener flüchtiger organischer Verbindungen (BVOCs) und die Bildung sekundärer organischer Aerosole (SOAs), die das Strahlungsbudget der Erde beeinflussen.

Zentrale Ergebnisse:

  • Entwaldung im Vergleich zur potenziellen natürlichen Vegetation (PNV):

    • BVOC-Emissionen: −26 %

    • Biogene SOA-Belastung: −0,16 Teragramm (−29 %)

    • Gesamtbelastung durch organische Aerosole (OA): −0,17 Teragramm (−9 %)

    • Strahlungswirkung: +60,4 mW/m² → Erwärmungseffekt

  • Extremes Wiederaufforstungsszenario gegenüber heutiger Landnutzung:

    • BVOC-Emissionen: +22 %

    • Biogene SOA-Belastung: +0,11 Teragramm (+26 %)

    • Gesamtbelastung durch OA: +0,12 Teragramm (+6 %)

    • Strahlungswirkung: −38,2 mW/m² → Abkühlungseffekt

Fazit:
Landnutzungsänderungen beeinflussen maßgeblich die Bildung klimarelevanter Aerosole. Entwaldung reduziert BVOC-Emissionen und damit auch die strahlungskühlende Wirkung biogener SOAs, während Wiederaufforstung gegenteilige Effekte zeigt. Diese Prozesse sollten in politischen Strategien zu Klima- und Landnutzung stärker berücksichtigt werden.

https://www.researchgate.net/publication/387824489_Influence_of_land_cover_change_on_atmospheric_organic_gases_aerosols_and_radiative_effects

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Fungizid trägt möglicherweise zur „Insektenapokalypse“ bei

Fungizid trägt möglicherweise zur „Insektenapokalypse“ bei

Wie eine wissenschaftliche Untersuchung zeigt, tötet eine in der Landwirtschaft weit verbreitete Chemikalie, die zur Vorbeugung von Pilzkrankheiten auf Obst und Gemüse gesprüht wird, auch nützliche Insekten, die eine wichtige Rolle bei der Bestäubung und in weiteren Ökosystemen spielen. Die Forschungsarbeiten zeigen, dass Chlorthalonil (seit 2020 in der EU verboten), eines der weltweit am häufigsten verwendeten landwirtschaftlichen Fungizide, die Fortpflanzung und das Überleben von Insekten stark beeinträchtigt, und zwar selbst in den niedrigsten Konzentrationen, die routinemäßig auf Lebensmitteln von Preiselbeeren bis zu Weintrauben gefunden werden.

„Selbst die niedrigste Konzentration hat einen enormen Einfluss auf die Fortpflanzung der Fliegen, die wir getestet haben“, sagt die Hauptautorin und Doktorandin Darshika Dissawa. „Dies kann im Laufe der Zeit große Auswirkungen auf die Bevölkerung haben, da es sowohl die männliche als auch die weibliche Fruchtbarkeit beeinträchtigt.“

https://phys.org/news/2025-06-common-farm-fungicide-contributing-insect.html

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Was, wenn der Acker zum Naturschutzgebiet wird?

Was, wenn der Acker zum Naturschutzgebiet wird?

Gesellschaftliche Leistungen, die der Landwirt erbringt – aber werden die auch bezahlt? Ein interessanter Beitrag zu Landwirtschaft und Naturschutz, die nach Landwirt Joachim Schmedt aus Stemwede zusammen gehören. Sein Hof liegt direkt am Rand des Ochsenmoors, einem der größten Vogelschutzgebiete Europas. Früher war das Ackerland, doch über Jahrzehnte wurde es wiedervernässt. Dadurch wurden die Flächen der Familie Schmedt unbrauchbar. Anstatt aufzugeben, stellt Joachim den Betrieb um: Heute hält die Familie Rinder statt Schweine. Die Tiere kommen mit dem feuchten Boden gut zurecht und halten das Gras kurz – ideal für Vögel, die am Boden brüten. Gemeinsam mit Sohn Dominik pflegt Joachim außerdem Flächen im Schutzgebiet. Doch die Tiere wachsen draußen nur langsam, die Erträge sind gering. Ohne finanzielle Unterstützung wäre das kaum zu stemmen. Wie Joachim und Dominik diesen Spagat meistern, erzählen sie uns in einer neuen Folge WDR Lokalzeit LandSchafft!

https://www.youtube.com/watch?v=SLbBrdLuI1g

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Landschafts- und Vegetationszerstörung über die letzten 150 Jahre

Landschafts- und Vegetationszerstörung über die letzten 150 Jahre

Wir wissen ja schon Bescheid, dass „wir“ und „die Landwirtschaft“ massiv in die Landschaften und die bestehende Vegetation eingegriffen haben. Auch sehen wir dies ja stetig am Beispiel vom Amazonas, wo jeden Tag 1.720 Hektar verschwinden (was aktuell deutlich weniger ist als die Jahre zuvor). Jeden Tag, 1.720 Hektar!!

Aber auch in Deutschland verschwinden jeden Tag 50-55 Hektar. Unglaublich! Das sind 70-80 Fussballfelder täglich!

Wenn wir die letzen 150 Jahre betrachten, dann hat die natürliche Vegetation deutlich abgenommen. Von ~68% natürliche Vegetation um 1850, sind wir heute bei ~22% angekommen. Ein großer Teil ist konvertiert worden in Äcker und Grünland, ein kleiner Teil in degradierte Landschaften (siehe Spanien & Co).

Nun erzähle ich ja immer wieder die Geschichte, wie Vegetation & Verdunstung mit Klimakühlung und Niederschlag zusammen hängen. Die (v.a. natürliche) Vegetation ist wesentlich für die Fütterung des kleinen Wasserkreislaufes, und die Verdunstung trägt wesentlich zur Abkühlung der Atmosphäre bei. Mit all den kleinen und großen Wirkmechanismen die dahinter stecken (Wolkenbildung, Reflexion der einfallenden Sonnenstrahlen, Diffusion freiwerdender Energie ins Weltall, Erhitzung des unbedeckten Bodens, Stefan-Boltzmann-Gesetz und Rückkopplung zu (natürlichen und anthropogen verstärkten) Treibhauseffekt, …).

Das nur mal um die Dimension des Verlustes an natürlicher Vegetation aufzuzeigen.

Quelle der ursprünglichen Grafik, die ich grafisch ziemlich modifiziert habe: Hurtt, G. C. et al.: Harmonization of Land-Use Scenarios for the Period 1500–2100: 600 Years of Global Gridded Annual Land-Use Transitions, Wood Harvest, and Resulting Secondary Lands. Climatic Change 109(1–2), 117–61, 2011, doi: 10.1007/s10584-011-0153-2.

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Der Bodenatlas, Heinrich-Böll-Stiftung

Der Bodenatlas, Heinrich-Böll-Stiftung

Informativer Atlas rund um das Thema Boden und Landwirtschaft: Der Bodenatlas präsentiert Daten und Fakten über die Bedeutung und den Zustand von Land, Böden und Ackerflächen. In zahlreichen Grafiken und Textbeiträgen gibt er einen aktuellen Einblick in den Zustand und die Gefährdung der Böden, von denen wir leben.

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Uno-Bericht: Bis zu 40 Prozent der weltweiten Landflächen sind degradiert

Uno-Bericht: Bis zu 40 Prozent der weltweiten Landflächen sind degradiert

»Wir sind für unser Überleben auf Land angewiesen. Und doch behandeln wir es wie Dreck«, so der Uno-Generalsekretär António Guterres. Das Sekretariat der Konvention der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Desertifikation (UNCCD) hat seinen aktuellen Report zum Landmanagement publiziert.

  • Bis zu 40 Prozent der weltweiten Landflächen sind degradiert, wovon die Hälfte der Menschheit betroffen sei.
  • Von der Landdegradation ist insgesamt eine Fläche von etwa 15 Millionen Quadratkilometern und sind mindestens 1,2 Milliarden Menschen weltweit betroffen.
  • Der Verlust von Böden und Wäldern gefährdet nicht nur die Ernährungssicherheit, sondern treibt auch Migration und Konflikte an, schwäche die biologische Vielfalt und beschleunige Folgen des Klimawandels.
  • Die globale Landwirtschaft verursacht 80 Prozent der Abholzung und 70 Prozent des Wasserverbrauchs.
  • Die Landnutzung insgesamt, darunter etwa auch die Forstwirtschaft, ist für 23 Prozent der Treibhausgase verantwortlich.
  • Nur noch 60 Prozent der ursprünglichen globalen Waldfläche ist erhalten.
  • Derzeit nehmen Nutzpflanzen nur 46 Prozent des ausgebrachten Stickstoffs und 66 Prozent des Phosphors aus Düngern auf; der Rest gelangt zum Großteil in Süßgewässer und Küstengebiete mit gravierenden Umweltauswirkungen, etwa auf die Biodiversität.
  • Die Grundwasserentnahme übersteigt dem Bericht zufolge derzeit in 47 Prozent der weltweiten Grundwasserleiter die natürlichen Nachfüllraten. 
  • Geschätzt 540 Milliarden Dollar an Landwirtschaftssubventionen pro Jahr wurden von 2013 bis 2018 im Durchschnitt in insgesamt 88 analysierten Ländern ausgegeben. Knapp 90 Prozent davon förderten allerdings ineffiziente und schädliche Landwirtschaftspraktiken.

https://publications.pik-potsdam.de/rest/items/item_30631_2/component/file_30742/content

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Das Farmland im Corn Belt hat ein Drittel seines kohlenstoffreichen Bodens verloren

Das Farmland im Corn Belt hat ein Drittel seines kohlenstoffreichen Bodens verloren

Wie hoch ist die Bodenerosion hier in meiner Region, in Deutschland, in Europa, in den USA? Leider nicht so einfach zu messen… Man spricht immer wieder von 24 Milliarden Tonnen Boden welcher jedes Jahr verschwindet. Hier nun Untersuchungen aus den USA mit erschreckenden (aber nicht überraschenden) Zahlen:

Unsere Ergebnisse [in einem Bereich des Corn Belts im mittleren Westen] zeigen, dass 35 ± 11 % der Anbaufläche A-Horizont-Boden verloren haben und dass frühere Schätzungen der Bodendegradation anhand von Bodenuntersuchungsmethoden den A-Horizont-Bodenverlust erheblich unterschätzt haben. Konvexe Hügelkuppen in der gesamten Region sind oft vollständig von A-Horizont-Boden entblößt. Der Zusammenhang zwischen Bodenverlust und konvexer Topographie weist darauf hin, dass durch Bodenbearbeitung verursachte Erosion ein wichtiger Faktor für Bodenverlust ist. Allerdings wird die Bodenbearbeitungserosion in Modellen zur Bewertung landesweiter Bodenverlusttrends in den Vereinigten Staaten nicht simuliert. Wir schätzen, dass der Verlust des A-Horizonts die Ernteerträge um 6 ± 2 % verringert und jährliche wirtschaftliche Verluste von 2,8 ± 0,9 Milliarden US-Dollar verursacht. Regional schätzen wir, dass durch Erosion des A-Horizonts 1,4 ± 0,5 Pg Kohlenstoff von Berghängen entfernt wurden, von denen ein Großteil wahrscheinlich in Ablagerungsbereichen innerhalb der Felder vergraben bleibt.

https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.1922375118

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Pestizide und Krebs – neue Forschungen

Pestizide und Krebs – neue Forschungen

Keine ganz so überraschenden – aber schlechte – Nachrichten:

Forscher haben 22 Pestizide identifiziert, die beständig mit dem Auftreten von Prostatakrebs in den Vereinigten Staaten in Verbindung gebracht werden, wobei vier der Pestizide auch mit der Sterblichkeit durch Prostatakrebs in Verbindung gebracht werden.

Um die Assoziationen von 295 Pestiziden auf Bezirksebene mit Prostatakrebs in Bezirken der Vereinigten Staaten zu bewerten, führten die Forscher eine umweltweite Assoziationsstudie durch, wobei sie eine Verzögerungsperiode zwischen Exposition und Prostatakrebsinzidenz von 10–18 Jahren verwendeten, um der langsamen Wachstumsnatur der meisten Prostatakrebsarten Rechnung zu tragen. Die Jahre 1997–2001 wurden auf Pestizideinsatz und 2011–2015 auf Prostatakrebsergebnisse untersucht. Ebenso wurden 2002–2006 auf Pestizideinsatz und 2016–2020 auf Ergebnisse analysiert.

Unter den 22 Pestiziden, die in beiden zeitbasierten Analysen beständige direkte Assoziationen mit der Prostatakrebsinzidenz zeigten, befanden sich drei, die zuvor mit Prostatakrebs in Verbindung gebracht worden waren, darunter 2,4-D, eines der am häufigsten verwendeten Pestizide in den Vereinigten Staaten. Zu den 19 Pestizidkandidaten, die bisher nicht mit Prostatakrebs in Verbindung gebracht wurden, gehörten 10 Herbizide, mehrere Fungizide und Insektizide sowie ein Bodenbegasungsmittel.

Vier Pestizide, die mit Prostatakrebs in Verbindung gebracht wurden, wurden auch mit der Sterblichkeit durch Prostatakrebs in Verbindung gebracht: drei Herbizide (Trifluralin, Cloransulam-Methyl und Diflufenzopyr) und ein Insektizid (Thiamethoxam). Nur Trifluralin wird von der US-Umweltschutzbehörde als „möglicherweise krebserregend für den Menschen“ eingestuft, während die anderen drei als „wahrscheinlich nicht krebserregend“ gelten oder es Hinweise auf „Nicht-Krebserregendigkeit“ gibt.

Soerensen, Simon John Christoph et al.: Pesticides and Prostate Cancer Incidence and Mortality: An Environment-Wide Association Study. Cancer, 2024, 1-9, doi:10.1002/cncr.35572

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Kirche fordert globale Wende bei der Landnutzung

Kirche fordert globale Wende bei der Landnutzung

Die Sachverständigengruppe Weltwirtschaft und Sozialethik der Deutschen Bischofskonferenz hat letztens ihre Studie „Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Biodiversität: Ethische Perspektiven für die globale Landnutzung“ vorgestellt.

Darin fordern sie eine globale Nutzungswende von Agrarflächen, hin zu einer gemeinwohlorientierten Landnutzung. Das Land und die Böden stellen – genauso wie Gewässer oder die Erdatmosphäre – gesellschaftlich und ethisch betrachtet Gemeingüter dar. Nach dem Grundgesetz gilt auch hier „Eigentum verpflichtet“: Eigentumsrechte sind damit niemals unbegrenzt, sondern stehen unter dem Vorbehalt, den Eigentumsgebrauch mit dem Grundsatz der universalen Bestimmung der Erdengüter zu vereinbaren. Und ja, auch die Kirche muss eine Vorbildfunktion wahrnehmen, und das eigene Kirchenland nach dem Kriterium der Gemeinwohlorientierung bewirtschaften bzw. verpachten.

Ich bin sehr erfreut über diese klare Positionierung – die aber auch wirklich längst nötig war. Letzten Endes geht es um die Bewahrung der Schöpfung. Agrarökologie ist hier der ganz klar richtige Ansatz.

Dass nun natürlich von Seiten des Bauernverbandes oder Alt-Denkenden von „Bauern-Bashing“, „Bauern unter Generalverdacht“, „Bauern als Sündenböcke“ usw. gesprochen wird, überrascht natürlich nicht. Dabei ist das Papier recht neutral gehalten, wirft „den Bauern“ nichts vor, spaltet nicht, belastet nicht – und wenn, dann nur uns als Gesellschaft. Ich persönlich finde das Papier einen sehr wichtigen Beitrag in der doch so klar sichtbaren, nötigen Transformation in eine Ressourcen aufbauende Landwirtschaft.

Am 22.10. findet eine Hybrid-Veranstaltung zur Publikation statt. Anmeldung hier.

https://www.dbk-shop.de/media/files_public/231a930108ff812f56e82f2f83e50e03/DBK_1523.pdf
https://www.ig-gesunder-boden.de/Portals/0/doc/Veranstaltungen/Flyer-Umweltforum-Agrarstudie_1510.pdf

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Mikrobiom und Mensch. Die Bedeutung der Mikroorganismen und Viren in Medizin, Evolution und Ökologie – Wege zu einer systemischen Perspektive. Thomas Hardmuth

Mikrobiom und Mensch. Die Bedeutung der Mikroorganismen und Viren in Medizin, Evolution und Ökologie – Wege zu einer systemischen Perspektive. Thomas Hardmuth

Thomas Hardmuth ist Arzt mit anthroposophischem Hintergrund, und bei unserem letzten Mikrobiom-Symposium mit einem spannenden Vortrag dabei. Im Sommer kam ein großes Update seines Buches „Mikrobiom und Mensch. Die Bedeutung der Mikroorganismen und Viren in Medizin, Evolution und Ökologie“ (Amazon, Buch7) heraus. Eine wahre Fundgrube an Informationen, Erkenntnissen, Zahlen, Referenzen rund um das große Themenkomplex Mikroorganismen & Gesundheit des Menschen. Dabei spielen natürlich auch die Böden – eine für mich sehr wichtige Perspektive – eine wichtige Rolle. Viele spannende Informationen sind in diesem Buch zu finden. Für einen Nicht-Mediziner und Nicht-Biologen ist es in manchen Passagen etwas härtere Kost, aber doch zum größten Teil wirklich gut lesbar, verständlich und inhaltsvoll. Einfach unglaublich, wie die Mikroben unser Leben bestimmen und beeinflussen, wie eng alles miteinander in Beziehung steht, und wir als Menschen untrennbar mit den Bakterien und Pilze (und, ja auch die Viren) über symbiotische Beziehungen verbunden sind. Faszinierend!

PS: Das Buch habe ich als Rezensionsexemplar erhalten.

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Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Erde. Ein Blick auf und in den Boden

Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Erde. Ein Blick auf und in den Boden

Für die neue Ausgabe der ZDF-Dokureihe „Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Erde“ erforschte der Schauspieler und Umwelt-Aktivist, wie sich der schlechte Zustand unserer Böden auf die menschliche Gesundheit auswirkt. Bio, konventionell; Bodenbearbeitung oder eher nicht; aber auch was in jedem Fall schon so alles im Boden und damit auch zunehmend in unserem Körper an anthropogen erzeugten Fremdstoffen („Chemie“) gelandet ist.

Der Link zur Doku und hier der Link zu einem Interview mit ihm.

https://www.focus.de/earth/experten/im-einsatz-fuer-die-erde-hannes-jaenicke-erklaert-warum-fuer-neue-doku-keiner-mit-ihm-sprechen-wollte_id_260353943.html
https://www.zdf.de/dokumentation/hannes-jaenicke-im-einsatz/hannes-jaenicke-im-einsatz-fuer-erde-100.html

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