Quo vadis Begriff »Regenerative Landwirtschaft« ?

Quo vadis „regenerative Landwirtschaft“? Was meint ihr? Wie seht ihr die Entwicklung? Was braucht es?

Angeregt durch Diskussionen in meinen Projekten und über die Studie von der Boston Consulting Group & Nabu zur regenerativen Landwirtschaft in Deutschland, frage ich mich gerade vermehrt: Quo vadis, Begriff „regenerative Landwirtschaft“? Wo entwickelst du dich hin? Und was heißt das?

Das Problem mit diesem Begriff ist ja, dass er nicht Input-orientiert ist wie die ökologische Landwirtschaft – wo reglementiert wird was „rein“ kommt in das System -, sondern Outcome-orientiert – z.B. Bodenfruchtbarkeit soll gesteigert werden. Mit welchen Methoden diese (hehren) Ziele erreicht werden, bleibt dem/der LandwirtIn überlassen.

Mittlerweile haben sich ja große Konzerne wie General Mills, Danone, Nestle aber auch Bayer & BASF mit voller Kraft in die regenerative Landwirtschaft rein geschmissen. Klar,  nach „nachhaltiger“ und „zukunftsfähiger“ Landwirtschaft verspricht „regenerative Landwirtschaft“ zur neuem Buzz-Word zu werden, mit dem Geschäfte gemacht werden können.

Das Problem: Der Begriff ist nirgendwo einheitlich gefasst. In der BCG Publikation heisst es:

Wir definieren regenerative Landwirtschaft als „einen anpassungsfähigen landwirtschaftlichen Ansatz, bei dem praktisch erprobte und wissenschaftlich fundierte Praktiken angewandt werden, die sich auf die Gesundheit des Bodens und der Kulturpflanzen konzentrieren und darauf abzielen, stabile Erträge und einen positiven Einfluss auf Kohlenstoff, Wasser und die biologische Vielfalt zu erzielen“.

Hmm, das bleibt sehr vage und kann vieles bedeuten und inkludieren.

Mein erklärtes Ziel als „Brückenbauer“ und „Vernetzer“ ist es, möglichst viele PraktikerInnen zu inspirieren und motivieren, Schritte in die Richtung einer wirklich aufbauenden Landwirtschaft zu tun. Ich bin immer wieder begeistert von jenen LandwirtInnen, die trotz aller Hürden mit viel Kraft, Energie, Geld (und Risiko), inspiriert durch Ansätze der regenerativen Landwirtschaft, diese einsetzen.

Und doch denke ich: Ich halte es für nicht zielführend, wenn Nestle & Bayer sich mit „regenerativer Landwirtschaft“ schmücken. Weswegen ich denke, dass letzten Endes der Begriff so geschützt sein müsste, wie z.B. von Rodale & Patagonia mit ihrem „Regenerative Organic Certified“ vorgeschlagen, also Bio+. Und trotzdem braucht es die Unterstützung und auch die In-Wert-Setzung von solchen Betrieben, die sich auf den Weg gemacht haben. Wie genau dies zusammen zu bringen ist, bleibt mir noch ein Rätsel.

Was denkt ihr darüber?

2 comments

Hallo Stefan, der RW Leistungsrechnung sind die wichtigsten 300 Leistungskennzahlen für Regenerative Landwirtschaft hinterlegt. Ich kenne den Begriff und die Technik seit ich 1992 bei Bob Rodale persönlich zu Besuch war! Die Methode RWLR ist definiert wie auch flexibel um sie in jedem Land und Region einsetzen zu können vG Christian

Diese BCG-Studie ist doch recht armselig. Der typische Blick von geldgierigen Schreibtischhockern auf die vollständigeren Leute.
„Wer Weizen nicht von Roggen unterscheiden kann, ist kein vollständiger Mensch“ R. Steiner
Es geht denen eben nicht um eine in-Wert-Setzung sondern um eine gnadenlose Finanzialisierung noch des letzten Grashalmes und der letzten Bodenmikrobe. Die RW Leistungsrechnung sehe ich erstmal als ein notwendiges Übel an, mit dem sich die Betriebe selbst der großen Ungerechtigkeit bewusst werden.
Der im vergangenen Jahr verstorbene Limnologe Prof. Ripl hat den Vorschlag gemacht die lokalen Wasserkreislaufkurzschlüsse und die Stoff- und Basentransporte
aus den Flächen in die Gewässer in den Mittelpunkt zu stellen. Demzufolge wäre eine progressive Bodenwertsteuer in Abhängigkeit insbesondere von der Zustandsstufe und ein Bodenwertfreibetrag f. jedes Individuum notwendig. Auf dem Weg dahin ist mit erheblichen Widerständen zu rechnen, aufhalten läßt sich die Entwicklung dahin nicht.
Prof. Ripl hat im Abschlussbericht zum Stör-Projekt alles ausführlich dargelegt. Es ist lediglich notwendig vorurteilsfrei den Gedanken zuzulassen, daß nicht das Co2 sondern die durch unsere Wirtschaftsweise schwer gestörte Energiedissipation durch den Wasserdampf das Problem ist:
http://www.aquaterra-berlin.de/index.php/component/content/category/37.html
Es hat ja auch schon längst ein Trend eingesetzt, daß Betriebe weniger irgendeinem Zertifikat vertrauen sondern direkte Kundenbeziehungen wieder wichtiger werden.
mfG
A. Ammermann

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